Inhaltszusammenfassung:
In vielen medizinischen Situationen gibt aus wissenschaftlicher Sicht keine eindeutig
beste Behandlungsmethode. In solchen Situationen sollten die persönlichen Wünsche und
Präferenzen von Patient*innen in die Entscheidung mit einbezogen werden. Shared Decision Making (SDM) ist ein Prozess der Entscheidungsfindung, bei dem Ärzt*innen und Patient*innen gleichberechtigte Partner*innen in einem medizinischen Entscheidungsprozess sind. Für Patient*innen, die häufig wenig Vorwissen im medizinischen Bereich haben, kann es jedoch sehr herausfordernd sein, bei einer solchen Entscheidung mitzuwirken. Auch für Ärzt*innen ist es aus unterschiedlichen Gründen nicht immer leicht, SDM umzusetzen. Ziel dieser Dissertation war zu untersuchen, wie verschiedene Maßnahmen dazu genutzt werden können, Patient*innen und Ärzt*innen bei medizinischen Entscheidungen zu unterstützen und auf diese Weise SDM zu verbessern. Dafür wurden vier Experimentalstudien durchgeführt, in denen formale und inhaltliche Aspekte von Entscheidungshilfen, die Patienten-Arzt-Kommunikation sowie der Nutzen von anekdotischen Patientenerfahrungen für medizinische Fachpersonen untersucht wurden.
Es zeigte sich, dass der Einsatz von Entscheidungshilfen insbesondere
Entscheidungssicherheit und Zufriedenheit mit der Entscheidung verbesserte. Die Vermittlung von Fakteninformationen war über die Studien hinweg entscheidender als anekdotische Informationen, unabhängig davon, ob sie in Entscheidungshilfen oder in einem virtuellen Behandlungsgespräch gegeben wurden. Ärztliche Empfehlungen beeinflussten die hypothetische Entscheidung der Teilnehmenden stark, erhöhten jedoch nicht die Entscheidungssicherheit. Erfahrungsberichte von Patient*innen für medizinische
Fachpersonen waren hilfreich, um diesen die Relevanz von SDM zu verdeutlichen.
Die Ergebnisse dieser Dissertation zeigen, dass SDM ein multifaktorieller Prozess ist und
dass alle diese Faktoren berücksichtigt werden müssen, um Beteiligung an medizinischen
Entscheidungen für Patient*innen zu ermöglichen und positiv zu gestalten. Sowohl eine
direkte Unterstützung von Patient*innen (z. B. in Form von Entscheidungshilfen) als auch
Training von medizinischen Fachpersonen kann dabei hilfreich sein.