Inhaltszusammenfassung:
Der Johanniterorden geriet Anfang des 16. Jahrhundert in eine „doppelte Krise“. 1522 musste er den langjährigen Hauptsitz des Gesamtordens in Rhodos nach einer Belagerung durch Sultan Süleyman den Prächtigen aufgeben und konnte erst 1530 auf Malta wieder eine Ordensherrschaft aufbauen. Zur gleichen Zeit gerieten die Niederlassungen des Ordens v. a. in Deutschland und der Schweiz durch die beginnende Reformation in Bedrängnis. Diesem zweiten Teil der „doppelten Krise“ widmet sich die vorliegende Studie am Beispiel der drei Kommenden in Rothenburg ob der Tauber, Straßburg und Bubikon. Alle drei lagen im Einflussbereich evangelisch werdender Städte und blieben nach der ersten Reformationsphase als katholische Ordensniederlassungen zunächst bestehen. Dargestellt wird, mit welchen Methoden und Handlungsstrategien der Gesamtorden, die deutsche Ordensleitung in Heitersheim und die Kommenden selbst auf die Herausforderungen der reformatorischen und reformierten Stadtoberen reagierten, die – gestützt auf die neue Lehre und ein damit einhergehendes neues Selbstverständnis – alte Konflikte fortsetzten und wiederaufleben ließen. In einem Vergleich wird herausgearbeitet, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Agieren der drei Akteure (Städte, Ordensleitung, Kommenden) bestanden und wie ein Fortbestand der Niederlassungen gelingen konnte.