Inhaltszusammenfassung:
Eigentlich können Studierende lesen. Eigentlich haben Studierende in der Schule mit literarischen und fachlich anspruchsvollen Texten gearbeitet. Doch gerade in einer so textorientierten und leseintensiven Disziplin wie der Theologie fällt auf, dass Studierende zu Beginn ihres Studiums mit längeren wissenschaftlichen Fachtexten überfordert sind. Sie verfügen über keine anderen Handlungsoptionen als die Texte von vorne nach hinten durchzulesen. Die Lesekompetenz ist allerdings entscheidend für ein erfolgreiches Studium: Sie ist eine Voraussetzung für die Vorbereitung von geisteswissenschaftlichen Seminaren und Übungen, für eine erfolgreiche Prüfungsvorbereitung und für das Anfertigen von Haus- und Abschlussarbeiten.
Die Lesekompetenz, insbesondere das Verstehen von unbekannten Fachtexten, ist ein komplexes Phänomen und hängt eng mit der Schreibkompetenz, dem selbstständigen Anfertigen eigener wissenschaftlicher Texte, zusammen. Im Vergleich zur Schreibkompetenz hat die Lesekompetenz in der hochschuldidaktischen Landschaft der vergangenen Jahre aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit erfahren. Das vorliegende Modell koppelt die Vertiefung der Lese- und der Schreibkompetenz, weil beide Kompetenzen zusammenhängen und weil die Überprüfung des Leseerfolgs im Seminarkontext am besten durch eine schriftliche Ausarbeitung erfolgt.
Um die Lesekompetenz von Studierenden zu trainieren, präsentiert das vorliegende Modell eine Mischung aus Lesetechniken und Feedbackinstrumenten. Das Modell wurde im Kontext von zwei kirchenhistorischen Proseminaren in Tübingen konzipiert. Die Konzeption oder einzelne Übungen aus dem Anhang sind durchaus auch anregend für andere geisteswissenschaftliche Fächer.