Mythengewänder des Buddhismus: Darbietungen der Sieben Patriarchen der Jodo Shinshu

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/67488
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-674888
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-8908
Dokumentart: Wissenschaftlicher Artikel
Erscheinungsdatum: 2015
Originalveröffentlichung: Beiträge des Arbeitskreises Japanische Religionen ; 8
Sprache: Deutsch
Fakultät: 5 Philosophische Fakultät
Fachbereich: Asien- und Orientwissenschaften
DDC-Klassifikation: 290 - Andere Religionen
Schlagworte: Mythos , Japan , Rezeption , Bultmann, Rudolf , Shinran
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Patriarchen übernehmen in der Geschichte des Buddhismus eine zentrale Funktion. Durch die Bestimmung solcher Vorboten einer bestimmten Schule gelingt es, die in der Regel komplexe Genealogie auf wenige Persönlichkeiten abzukürzen und somit verständlicher zu machen. Bezugnahmen auf Patriarchen lassen sich in zwei Formen denken. Zum einen kann eine Schule auf sie mittels doktrinärer Bezüge verweisen. Dies geschieht, wenn ein doktrinärer Text Zitate der Patriarchen anführt. Die andere mögliche Bezugnahme ist die Verarbeitung mittels sagenhafter Erzählungen, die das Bewusstsein um diese wichtigen Persönlichkeiten in einer religiösen Gruppierung festigt. Die Untersuchung der Mechanismen innerhalb dieser zweiten Bezugnahme ist Inhalt des vorliegenden Aufsatzes. Die sagenhaften Erzählungen werden als Mythen definiert, um unter Zuhilfenahme der Mythosuntersuchungen von Roland Barthes und Rudolf Bultmann die Frage stellen zu können, wie Patriarchenmythen im ständigen Prozess der Lehrexegese reproduziert werden und welche Neubildungen dabei zu beobachten sind. Zentrale These ist, dass zum einen Lehrtexte und Mythen konstitutiv miteinander verwoben sind und zum anderen Mythen ebenso wie doktrinäre Texte stets von sich heraus Neubearbeitungen fordern. Als Beispiel dieser Mythenbildungsprozesse wird der Mythos der Sieben Patriarchen der in Japan von Shinran (1173-1262) gegründeten buddhistischen Jōdo Shin-Schule herangeführt. Hierbei werden zum einen der von Shinran selbst geschaffene Mythos und zum anderen jeweils eine Neubearbeitung aus dem 15., 18. und 19. Jahrhundert miteinander verglichen und analysiert. Es wird abschließend diskutiert, wie ein Mythos dem Leser seinen Gegenstand gleichzeitig mit Entfremdung und Nahbarmachung präsentiert und wie dabei die Gültigkeit dieser Präsentation im Laufe historischen Wandels stets neu eingelöst werden muss.

Abstract:

Patriarchs play a significant role in the history of Buddhism. Establishing a certain number of predecessors helps shorten the – usually complex – genealogy of a given sect to a distinct, easily understood and memorized, number of important figures. References to Patriarchs can be imagined in two ways. One is based on doctrine and occurs when a doctrinal text presents quotations of the patriarchs. The other possible way of reference lies in legendary tales which support the awareness of these eminent people within a religious group. This paper analyzes this second kind of references. Legendary tales are here defined as myths in order to build on Roland Barthes and Rudolf Bultmann’s analyses of myths when investigating how myths about patriarchs are reproduced during the permanent process of doctrinal exegeses, and which new formations can be observed. The main assumptions are that doctrinal texts and myths are fundamentally connected and that both types of texts naturally require constant readaptations. As an example for these processes in the constructions of myths I analyze the myth about the Seven Patriarchs, which can be observed in the Japanese Buddhist Jōdo Shin-sect founded by Shinran (1173-1262). In this paper I compare and discuss the myth created by Shinran himself and one new adaptation each from the 15th, 18th and 19th centuries. Finally I argue that a myth presents its contents to its readers simultaneously through processes of alienation and of familiarization and that this function continually has to be revalidated adapting to historical changes.

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