Train your brain. Neurofeedback für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-14568
http://hdl.handle.net/10900/48675
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2004
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sonstige - Informations- und Kognitionswissenschaften
Gutachter: Hautzinger, Martin
Tag der mündl. Prüfung: 2004-11-10
DDC-Klassifikation: 150 - Psychologie
Schlagworte: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom , Biofeedback-Therapie , Elektroencephalogramm , Theta-Aktivität , Hyperkinese
Freie Schlagwörter: Neurofeedback , Langsame kortikale Potenziale , Beta-Aktivität
Attention-Deficit/Hyperactivity-Disorder , Neurofeedback , Slow Cortical Potentials , EEG , Theta-Activity , Beta-Activity
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Ziel der Studie war es, ein Neurofeedbacktraining für Kinder mit ADHS zu evaluieren. Dieses Training knüpft an die Annahme an, dass der Störung eine Beeinträchtigung der zentralnervösen Aktivierungsregulation zugrunde liegt. Für diese Annahme spricht, dass Kinder mit ADHS im Vergleich zu gesunden Kontrollkindern erhöhte Anteile in langsamen Frequenzbändern (z.B. theta) und verringerte Anteile in schnellen Frequenzbändern (z.B. beta) aufweisen. Ferner zeigen sie Auffälligkeiten im Bereich der langsamen kortikalen Potentiale, wie zum Beispiel der P300, welche mit einer größeren Latenz und kleineren Amplitude auftritt. Neben dem bislang praktizierten Feedback zur Veränderung der Frequenzbänder Theta und Beta wurde erstmals in einem einfach-blinden Design eine zweite Methode eingesetzt: das Feedback der langsamen kortikalen Potenziale (LP). In beiden Gruppen war es das Ziel, die Selbstkontrolle über bestimmte Anteile der EEG-Aktivität und damit über den Aktivierungszustand des Gehirns zu erlangen. Die LP-Gruppe sollte lernen, ihre LP-Amplituden in elektrisch positive Richtung (Aktivierung) und elektrisch negative Richtung (Deaktivierung) zu verschieben. Die Theta/Beta-Gruppe sollte lernen, einen aus den Frequenzbändern Theta und Beta gebildeten Quotienten zu erniedrigen (Aktivierung) und zu erhöhen (Deaktivierung). Das einfach blinde Design wurde ge-wählt, um unspezifische Therapieeffekte kontrollieren zu können. Die zentralen Fragestellungen bezogen sich auf den Lernverlauf, den Lernerfolg und die Effektivität des Programms in Hinsicht auf die ADHS-Symptomatik (kognitive Variablen, Verhaltensmaße). Ferner wurde untersucht, ob sich die Gruppen in Hinsicht auf den Lernverlauf, den Lernerfolg und die Veränderung der ADHS-Symptomatik unterscheiden. In jeder Gruppe wurden 17 Kinder mit der Diagnose ADHS trainiert. Das Alter der Kinder lag zwischen acht und 13 Jahren, der mittlere IQ bei 100,7 (LP-Gruppe) und 101,0 (Theta/Beta-Gruppe). Das Training bestand aus drei Trainingsphasen mit jeweils zehn Trainingssitzungen. Unmittelbar vor Beginn und nach Beendigung des Trainings wurden Tests zur Erfassung der Intelligenz- und Aufmerksamkeitsleistung durchgeführt und Frage-bögen zur Erfassung der ADHS-Symptomatik ausgegeben. Die Therapieerwartung und Therapiebewertung der Eltern wurde vor und während jeder Trainingsphase erfasst. Die Auswertung der EEG-Daten ergab folgendes Bild: Beide Gruppen hatten die Selbstkontrolle über ihre Gehirn-aktivität erlernt. Jedoch variierten Lernerfolg und Lernverlauf in Abhängigkeit von der Trainingsart (LP vs. Theta/Beta) und der Aufgabenstellung (Aktivierung vs. Deaktivierung). In beiden Gruppen zeigten sich nach dem Training signifikante Verbesserungen im Bereich der Aufmerksamkeit, der Hyperaktivität, der Impulsivität und der Problemhäufigkeit. Im Bereich der Intelligenzleistung, der akademischen Leistung und der Problembelastung konnten nicht signifikante Veränderungen in die gewünschte Richtung verzeichnet werden. Die Therapieerwartung und die Therapiebewertung der Eltern hatte keinen Einfluss auf die Trainingseffekte. Die Effekte des Neurofeedbacktrainings waren in beiden Experimentalgruppen vergleichbar. Damit ist der Versuch, mit Hilfe eines einfach blinden Designs die Spezifität der Wirkfaktoren von Neurofeedback zu klären, nicht gelungen. Die klinischen Effekte des Neurofeedbacktrainings im Bereich der Aufmerksamkeitsleistung und im Bereich der Hyperaktivität-Impulsivität liegen über den Effekten von Selbstinstruktionstrainings und kognitiv-behavioralen Behandlungspaketen. Sie sind vergleichbar mit den Effekten von Elterntrainings und einzelnen verhaltenstherapeutischen Techniken. Insgesamt sind die ersten Ergebnisse positiv zu bewerten. Eine endgültige Bewertung der Neurofeedbacktherapie kann jedoch erst erfolgen, wenn Daten aus weiteren Nachuntersuchungen vorliegen.

Abstract:

The aim of this study was to evaluate a neurofeedback training with ADHD-children. It is assumed, that the primary symptoms of ADHD - inattentiveness, impulsiveness, and hyperactivity - are secondary outcomes resulting from an underlying neurological disorder. The basis of this disorder may be decreased cortical arousal, e.g. increased theta-activity, decreased beta-activity and decreased amplitudes of slow cortical potentials. Therefore, we designed two neurofeedback paradigms to enhance and to decrease certain types of EEG-activity. One group received feedback of their slow cortical potentials (SCP-group), the other of their theta- and beta-rhythms (Theta/Beta-group). Both groups should learn to activate and deactivate their brain activity, that means, to produce positive and negative SCP-shifts (SCP-group) and to produce more and less theta and beta (Theta/Beta-group), respectively. In contrast to the Theta/Beta-paradigm there has been no therapy study with SCP-feedback training in ADHD children up to now. We chose a single-blind design to control for unspecific therapy effects. We were interested in following questions: First, in the time course of learning. Second, whether the learning progress is successful. Third, if the training leads to an improvement in cognition (attention, intelligence) and behaviour (hyperactivity, impulsivity). Fourth, if the two experimental groups differ in the time course of learning, in the learning progress and in cognitive and behavioural outcome variables. Each group comprised 17 children with ADHD at the age of eight to 13 and an average IQ of 100,7 (LP-group) and 101,0 (Theta/Beta-group), respectively. The training procedure consisted of three phases with 10 sessions each. In pre-/post measures, that were taken at the beginning and at the end of the training, we assessed attention, intelligence and several behavioural variables. Before and within each training phase we assessed parental expectations and evaluations regarding therapy. Analysis of EEG-data showed that both groups succeeded in influencing their EEG. However, the time course of learning and the learning progress differed between the groups and depended on whether the children should activate or deactivate their brain activity. Both groups improved in attention and reduced hyperactivity, impulsivity and frequency of conflicts at home. There were positive trends regarding intelligence, academic achievement and intensity of conflicts at home and in school. Parental expectations and evaluations did not influence the therapy effect. As both groups did not differ in behavioural or cognitive outcome variables the single-blind-design failed to clarify whether the effects of neurofeedback were specific or unspecific. With our treatment, we achieved higher effect sizes in attentional and behavioural measures (impulsivity, hyperactivity) than self-instruction trainings und cognitive-behavioural treatment packages. The effect sizes were equal to parental trainings and single behavioural techniques. The first results are encouraging. However, follow-up studies have to confirm them.

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