Der versorgte Mensch

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-50914
http://hdl.handle.net/10900/47775
Dokumentart: Wissenschaftlicher Artikel
Erscheinungsdatum: 1989
Originalveröffentlichung: Politische Kultur in der DDR, Kohlhammer, 1989, S.29-53
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Politikwissenschaft
DDC-Klassifikation: 320 - Politik
Schlagworte: Deutschland <DDR> , Politische Kultur
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

„Bitte warten Sie - Sie werden plaziert!" - Welcher bundesdeutsche DDR-Besucher hat nicht schon etwas verwundert (wenigstens beim ersten Mal) vor diesem Schild in zahllosen HO-Gaststätten gestanden? Was anderswo ungewohnt ist, hat meist seinen eigenen Sinn. Der ist allerdings für viele Wartende nicht immer offensichtlich angesichts unbesetzter Tische oder der - meist in Schönschrift ausgehängten - Selbstverpflichtung des Gaststättenkollektivs zu „gehobener Gastlichkeit". Aberdascheiden sich schon dieGeister: DDR-Bürger kennen das und haben wo möglich vorbestellt, warten jedenfalls geduldig am Schild oder in der Schlange, sorgfältig auf Berechtigung und Reihenfolge der Einweisung achtend. Der bundesdeutsche Anfänger dagegen ist irritiert, zögert - und geht dann auf den Kellner zu, leicht fordernd und relativ selbstbewußt, den besten freien Tisch für sich im Auge. Doch der „Bundi", zu Hause als Kunde eher umworben und auf baldige Befriedigung seiner Bedürfnisse eingestellt, erfährt schnell die Dialektik von Planung und Zuweisung, von Knappheit und Geduld - und reiht sich ein, vielleicht kopfschüttelnd und etwas ärgerlich. Aber irgendwann wird auch er seinen Platz und eine Mahlzeit (zu meist erstaunlich niedrigen Preisen) bekommen. „So isses eben" beschied mich einmal, in einer Mischung aus Aufklärung und Zurechtweisung, ein befrackter Routinier an der Wartelinie. „Hier ist eben der Kellner König", meinte ein sarkastischer Spötter neben mir.

Das Dokument erscheint in: