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In dieser Arbeit sollen die Fremdgüter aus dem Ostmittelmeerraum behandelt werden, die an mittel- und spätbronzezeitlichen Orten Anatoliens gefunden worden sind. Es handelt dabei um Objekte aus den Materialien Ton, Stein (Karneol, Lapislazuli und Achat), Bernstein, Glas/Fritte/Fayence, Metall (Bronze, Gold), Muscheln, Knochen und Elfenbein. Sie lassen sich unterschiedlichen Gruppen zuordnen: Gefäßen, Figurinen/Statuetten/Reliefs, Perlen, Anhängern, Schmuck, Kämmen, Gewichten, Griffen, Möbelteilen, Intarsien, Siegeln/Siegelabdrücken, Spielbrettern und Rohstoffen (Elfenbein und Kupferbarren).
Anhand der Fremdgüter wird demnach versucht, die Beziehungen Anatoliens zu den verschiedenen Regionen des Ostmittelmeerraums zu rekonstruieren, wobei Funde Zyperns, Syriens, Mesopotamiens, der südlichen Levante, Ägyptens und der Ägäis einfließen. Aus verschiedenen Gründen werden dabei die Beziehungen zu Zypern besonders berücksichtigt. Der Materialaustausch zwischen Zypern und Anatolien in der Spätbronzezeit wurde bereits in einer Magisterarbeit der Verfasserin bearbeitet. Dabei hatte sich herausgestellt, dass bislang unpubliziertes Material zur Thematik entscheidend beitragen konnte. Zudem bestand die Möglichkeit, dieses Material aus verschiedenen Museen und Ausgrabungen auch konkret aufzunehmen und zu bearbeiten. Die Importe aus den anderen Ländern wurden dagegen lediglich aus der Literatur entnommen. Dabei handelt es sich meist um Prunkobjekte, weswegen sie ohnehin für eine eingehende Materialbearbeitung zur Verfügung standen. Hier wird die ägäische Keramik, also minoische und mykenische Keramik, nicht miteinbezogen. Zum einen wäre das Thema für sich allein so umfassend, dass mehrere Dissertationen darüber geschrieben werden könnten. Zum anderen arbeiten bereits einige Wissenschaftler über das Thema, bzw. an dem Material aus verschiedenen Grabungen. Außerdem besitzt die ägäische Keramik in Anatolien zwei Aspekte, da es sich um importierte und um lokal hergestellte Gefäße handelt. Optische und naturwissenschaftliche Analysen zeigen, dass der überwiegende Teil der ägäischen Keramik in Anatolien lokal produziert wurde. Somit ist diese Keramikart nicht als Import zu definieren, sondern dem ägäischen Einfluss allgemein zuzuschreiben.2 Wenn nicht explizit darauf hingewiesen wird, ist es allein aus den Angaben in der Literatur keine Entscheidung nicht möglich, die lokale von der importierten Keramik zu trennen. Dies gilt besonders für ältere Publikationen. Die Bearbeitung der ägäischen Keramik allein anhand der Literatur würde zu fehlerhaften Ergebnissen führen, daher wird sie in dieser Arbeit nicht katalogisiert, jedoch bereits vorliegende Ergebnisse sowohl aus abgeschlossenen als auch laufenden Arbeiten herangezogen.
Hier soll hinzugefügt werden, dass die in Zentral- und Südanatolien gefundene mykenische Keramik in den Katalogteil aufgenommen wurde, da sie durch ihre geringe Anzahl sicher als Fremdgut zu definieren ist. Die geringe Menge ist sehr auffällig und bezüglich der Untersuchung der Verbreitung der Fremdkeramik in Anatolien sehr interessant. Auf dieses Thema wird weiter unten ausführlicher eingegangen. Die anderen ägäischen Objekte wie Perlen aus Glas und Kämme sind sehr selten, was auf eine nicht lokale Herstellung hinweist. Die Funde anatolischer Herkunft in den unterschiedlichen Regionen des Ostmittelmeerraums zeigen das Spiegelbild des Austausches. Sie werden hier nur zum Vergleich herangezogen und deshalb nicht wie die Fremdgüter in Anatolien katalogisiert. Dieser Vergleich soll dazu dienen, die Austauschmechanismen besser zu verstehen. Eine eigene Behandlung auch dieser Funde ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich.
Es soll jedoch betont werden, dass hier überwiegend archäologische Quellen herangezogen werden. Im behandelten Zeitraum sind zwar Schriftquellen sowohl aus Anatolien wie auch dem Ostmittelmeerraum bekannt. Für die Phase der altassyrischen Handelskolonien sind aus Kültepe (Kanis) allein 20,000 Texte erhalten, die über vielerlei Aspekte des Handels und Alltags Aussagen ermöglichen. In der hethitischen Periode beleuchtet die Korrespondenz zwischen den Königshöfen des Ostmittelmeerraums ebenfalls viele Gesichtspunkte dieser Kontakte. Die Bindungen zwischen den Regionen anhand der Texte zu recherchieren ist ein eigene Aufgabe, die von Philologen und Historikern gelöst werden muss. Deshalb sind die Schriftquellen hier nicht direkt der Gegenstand dieser Dissertation, sondern sie werden nur bei den theoretischen Ansätzen herangezogen. Die Modelle des Austauschs, wie sie in den Texten überliefert sind, werden diskutiert und mit den archäologischen Quellen in Beziehung gesetzt. |
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