Inhaltszusammenfassung:
Bei Versuchen zum perzeptuellen Lernen mit Liniennonien (Herzog u. Fahle 1999) wurden Nonien zum Teil mit korrekten, zum Teil mit reversen Rückmeldesignalen präsentiert. Bei der Präsentation mit reversen Rückmeldesignalen wurde bei korrekter Antwort der Probanden ein Fehlerton erzeugt, umgekehrt bei falscher Antwort erfolgte kein Fehlerton. Es zeigte sich, dass die Erkennungsleistung für Nonien, die korrekte Rückmeldesignale erhielten, überraschenderweise ebenfalls durch das manipulierte Feedback beeinflusst wurde. Diese Leistungsänderungen machen eine Verschiebung von Entscheidungskriterien auf der Entscheidungsebene sehr wahrscheinlich. Eine Anpassung von neuronalen Netzen scheint dagegen wenig plausibel. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass Entscheidungskriterien sowohl positions-, als auch orientierungsspezifisch zu sein scheinen. Mehrere Entscheidungskriterien können unabhängig voneinander verändert werden. Ausserdem operieren die Entscheidungskriterien weder auf sehr frühen, noch auf sehr späten Stufen der visuellen Verarbeitung.
In den Experimenten mit dichoptischer Nonienpräsentation wurden die Sehzeichen selektiv nur einem Auge der Probanden gezeigt. Auch hier lassen sich die Leistungsänderungen am besten mit einer Verschiebung von Entscheidungskriterien auf der Entscheidungsebene erklären. Bei Versuchen ohne Feedback scheinen die Versuchspersonen von einer Gleichverteilung der beiden Versetzungsrichtungen der Nonien auszugehen.