Inhaltszusammenfassung:
Da in der islamischen Geschichte die Kompetenzen der frühen Sultane und ihrer Wesire oft nicht klar voneinander abgegrenzt waren, kam es zwangsläufig zu Überschneidungen. Aufgrund solcher Unklarheiten in der Kompetenzverteilung zwischen den beiden mächtigsten Männern des Reiches konnte es geschehen, daß Wesire von ihren Herren als Konkurrenten wahrgenommen wurden. Nizâm al-Mulk-e Tûsî war zudem vor allem in der späteren Zeit seines Wesirats unter Sultan Malikschâh außergewöhnlich mächtig und fest etabliert. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, wenn sich gerade im Falle des Nizâm al-Mulk eine Konkurrenzsituation zum Sultan beobachten läßt. Der vorliegende Artikel behandelt das Thema einer latenten Rivalität zwischen Sultan und Wesir mit Blick auf die Elemente des Wesirshofes, an denen eine solche Rivalität erkennbar wird. Zu diesem Zweck geht der Aufsatz zunächst detaillierter auf den Hof des Nizâm auf Ähnlichkeiten zwischen Sultans- und Wesirshof ein, ehe der Bogen zu den sensiblen Bereichen der Sklaventruppe des Wesirs und der Finanzierung sowohl dieser Truppe als auch des gesamten Hofes geschlagen wird. In den letztgenannten Bereichen sind Kompetenzüberschneidungen, die zu einer Konkurrenzsituation und dokumentierten Spannungen zwischen Sultan und Wesir führten, besonders deutlich zu erkennen.