Inhaltszusammenfassung:
Antibiotikaresistente Bakterien sind eine der Hauptursachen für die Sterblichkeit
weltweit. Als Abwehrmechanismus bildet der menschliche Körper biophysikalische
Barrieren, um das Eindringen und die Verbreitung solcher Pathogene zu verhindern. Die
Barrierefunktion hängt von der Kraftverteilung zwischen den Zellen und ihrem Substrat
ab. Meine Doktorarbeit handelt davon, wie die Kraftweiterleitung von Barriere bildenden
Zellen während einer bakteriellen Infektion verändert wird. Die äußerste Hautbarriere
besteht aus mehrschichtigen epithelialen Zellen (EPCs), den sogenannten
Keratinozyten, die eine wichtige Rolle bei der Erkennung des opportunistischen Erregers
Staphylococcus aureus (SA) und bei der Rekrutierung von Immunzellen an die
Infektionsstelle spielen. Während die Rolle des N-formylierten Peptidrezeptors 2 (FPR2)
bei der Rekrutierung und Aktivierung von Neutrophilen umfassend charakterisiert wurde,
war seine Funktion in Keratinozyten während einer SA-Infektion unklar. Wir fanden
heraus, dass die Aktivierung von FPR2 die Sekretion von IL-8 und IL-1α, die
Proliferation von Keratinozyten die Wundheilung, sowie die SA-Eliminierung in der Haut
von Mäusen stimuliert. Im Darm muss die epitheliale Barriere bakterielle Erreger wie den
lebensmittelübertragenen Listeria monocytogenes (LM) abwehren. Sobald einzelne
Zellen infiziert sind, kann sich LM direkt von einer Zelle zur nächsten ausbreiten und
Infektionsherde aus Hunderten infizierter Zellen bilden. Es ist bekannt, dass EPCs
kollektiv in Richtung des Zentrums eines solchen Infektionsherds wandern und infizierte
Zellen aus dem Monolayer herausdrängen, wodurch die bakterielle Ausbreitung
begrenzt wird. Wie diese Migration koordiniert wird, war jedoch nicht gut verstanden. In
zwei Studien zeigen wir, dass sich ausbreitende Aktivierungswellen der extrazellulär
signalregulierten Kinase (ERK) in EPC-Monolayern kollektive Zell-Extrusion antreiben,
ein Prozess, der zudem durch eine erhöhte Festigkeit der extrazellulären Matrix
gefördert wird. LM kann auch Makrophagen (MΦs) infizieren und sie nutzen, um sich
über das Blutsystem im Körper weiter auszubreiten. Wie es infizierten MΦs gelingt, die
Barriere der Endothelzellen (ECs), die den Innenraum der Blutgefäße auskleiden, zu
überwinden, ist noch unbekannt. Wir fanden heraus, dass eine erhöhte
Barrierepermeabilität und ein ausbleibendes Steigern von Spannung zwischen ECs und
zwischen ECs und ihrem Substrat, die LM-infizierten MΦs ausgesetzt sind, die
Transmigration von MΦs fördern, ein Prozess, der teilweise durch die Sekretion von
TNF-α gesteuert wird. Ähnlich wie LM kann sich der durch Zecken übertragene Erreger
Borrelia burgdorferi (BB) vermehren und über das Gefäßsystem zu entfernten
Organen verbreiten. Wir fanden heraus, dass BB aktiv die von ECs aufeinander und
auf ihr Substrat ausgeübten physikalischen Kräfte moduliert, was eng mit der
Beteiligung der angeborenen Immunantwort verknüpft ist. Unsere Arbeit zeigt, dass
die Regulation von Kräften zwischen Zellen und zwischen Zellen und ihrem Substrat
ein integraler Bestandteil der Barrierefunktion von endothelialen und epithelialen
Barrieren ist. Diese zu überwinden, zu umgehen oder zu modulieren, spielt für
verschiedene bakterielle Erreger eine zentrale Rolle bei ihrer Ausbreitung und
Immunflucht. Ein tieferes Verständnis des Zusammenspiels von biochemischen und
biomechanischen Signalen bei der Regulierung der Barrierefunktion kann innovative
Wege eröffnen bakterielle Infektionen zu bekämpfen und dabei den Einsatz von
Antibiotika zu begrenzen.
Abstract:
Antibiotic-resistant bacteria are a leading cause of mortality worldwide. As a defense
mechanism, the human body maintains biophysical barriers to prevent the entry and
dissemination of such pathogens. Barrier function relies on force distribution between
the cells forming the barrier and their substrate. My PhD thesis focused on
understanding how the force exertion of barrier cells is altered during bacterial infection.
The outmost skin barrier consists of multi-layered epithelial cells (EPCs) called
keratinocytes, which play an important role in detecting the opportunistic pathogen
Staphylococcus aureus (SA), and in recruiting immune cells to the infection site. While
the role of the N-formylated peptide receptor 2 (FPR2) in the recruitment and activation
of neutrophils has been extensively characterized, its function on keratinocytes during
SA infection was unclear. We found that activation of FPR2 stimulates IL-8 and IL-1α
secretion, keratinocyte proliferation and gap wound closure, as well as SA clearance in
the skin of mice. In the intestine, the epithelial barrier must fend off bacterial pathogens
like food-borne Listeria monocytogenes (LM). Once individual cells are infected, LM can
spread directly from one cell to another to form infection foci comprised of hundreds of
infected cells. EPCs are known to collectively migrate towards the center of the infection
focus and extrude infected cells from the monolayer, thus limiting bacterial spread. How
this migration is coordinated was not well understood. In two studies we demonstrated
that extracellular-signal-regulated kinase (ERK) activation waves propagating in EPC
monolayers drive collective cell extrusion, a process that is furthermore promoted by
increasing extracellular matrix stiffness. LM can also infect macrophages (MΦs) and use
them to spread further throughout the body via the vasculature. How infected MΦs
manage to overcome the barrier of the endothelial cells (ECs) lining the inner lumen of
the blood vessels is still unknown. We found that an increase in barrier permeability and
lack of reinforcement of tractional and monolayer stresses in ECs exposed to LMinfected
MΦs promote MΦ transmigration, a process that is partly driven by TNF-α
secretion. Similar to LM, the tick-borne pathogen Borrelia burgdorferi (BB) can
proliferate in and disseminate via the vasculature to distant organs. We found that BB
actively modulates the physical forces ECs exert on their substrate and on each other,
which is tightly coupled with innate immune signaling. Our work demonstrates that the
regulation of forces between neighboring cells and between cells and their substrate
directly modulate the barrier function of endothelial and epithelial barriers, limiting or
conversely facilitating dissemination of infection, depending on the pathogen or exact
mechanism of spread. Insights into the interplay between biochemical and biomechanics
signaling in regulating barrier function can open innovative avenues to fight bacterial
infections while limiting the use of antibiotics.