Die Dissertation ist gesperrt bis zum 20. Januar 2027 !
Pflanzen können auf einen Anstieg der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration (CO2) mit einem Schließen der Spaltöffnungen reagieren, was gleichzeitig zu einer Steigerung der Wassernutzungseffizienz führt. Es wurde gezeigt, dass Gräser auf beispielsweise Änderungen in der CO2-Konzentration eine schnellere stomatäre Reaktionen zeigen als andere eudikotyledone Taxa, was zum großen Teil auf das Vorhandensein funktioneller stomatärer Nebenzellen zurückzuführen ist, die eine entgegengesetzte Turgor-Antwort zu den Schließzellen vollziehen. Es wurde gezeigt, dass die Gras-Spezies Brachypodium distachyon ein hohes Maß an evolutionärer Kollinearität mit wichtigen Getreidepflanzen aufweist, die weltweit von Menschen konsumiert werden. Um weitere Einblicke in die Mechanismen zu gewinnen, wie die CO2 Stomata-Bewegungen in Gräsern vermittelt wird, wurde ein vorwärtsgerichtetes genetisches Screening entwickelt, bei dem eine Population von über 1000 einzelnen EMS-mutagenisierten Brachypodium distachyon Linien (M5-Generation) verwendet wurde. Dieses Screening wurde mit einer temperatursensitiven Infrarotkamera durchgeführt, um Mutanten zu identifizieren, die in Gegenwart einer erhöhten CO2 Konzentration, gegenüber dem Wildtyp eine kühlere Blatttemperaturen aufweisen, was auf eine Verringerung des Spaltöffnungsschlusses hindeutet. Von den isolierten Mutanten erwiesen sich zwei als die vielversprechendsten unter allen analysierten Linien: chill1 und chill15. Es wurde reproduziert, dass beide Linien kühlere Blatttemperaturen aufweisen als die Wildtyp-Kontrolle Bd21-3, nachdem sie erhöhten CO2-Konzentrationen ausgesetzt wurden. Andererseits zeigen beide chill Mutanten weiterhin eine starke stomatale Reaktion auf Abscisinsäure, ein Hormon, das ebenfalls zum Stomata-Verschluss vermittelt. Durch genetische und bioinformatische Analysen wurde chill1 einer Proteinkinase zugeordnet, der Mitogen Activated Protein Kinase 5 (BdMPK5). In vitro-Analysen zeigen, dass die chill1-Variante von BdMPK5 eine Beeinträchtigung der CO2-/Bikarbonat-Erkennung nach sich zieht, wenn sie mit der funktionellen Proteinkinase High Temperature 1 (HT1) zusammengebracht wird. Modellvorhersagen mit Hilfe von AlphaFold2 deuten darauf hin, dass die mutierte Aminosäure, die den chill1-Phänotyp verursacht, an der Interaktionsschnittstelle von BdMPK5 mit BdHT1 liegt. Daher wurde der Schluss gezogen, dass BdMPK5 eine entscheidende Signalkomponente sein könnte, die an der stomatalen Reaktion auf CO2 in Brachypodium beteiligt ist, und dass es sich vermutlich um eine Schlüsselkomponente des CO2-Sensors in diesem Grasmodell handelt. Die von chill 1 verschiedene chill15 Mutante hat nach Einwirkung von erhöhtem CO2 ebenfalls eine deutlich niedrigere Blatttemperatur, die sich ebenfalls auf eine starke Beeinträchtigung der CO2-vermittelten stomatären Reaktion zurückführen lässt. Die stomatäre Verschlussreaktion auf Abscisinsäure ist jedoch nicht beeinträchtigt. Nach genetischen und bioinformatischen Analysen wurde eine Liste potenzieller Kandidatengene erstellt, um die ursächliche Mutation für den chill15-Phänotyp einzugrenzen.