Methodenkopplung von Mikrodiffraktion und Differenzthermoanalyse: In-situ Studien unter definierten Umgebungsbedingungen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/143538
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1435386
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-84882
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-07-18
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Geographie, Geoökologie, Geowissenschaft
Gutachter: Berthold, Christoph (Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2021-08-16
DDC-Klassifikation: 500 - Naturwissenschaften
550 - Geowissenschaften
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Im Zentrum dieser Arbeit stand die technische Umsetzung zur Methodenkopplung von Röntgenbeugung und Differenzthermoanalyse. Das Ziel war es, eine DTA-Einheit zum Einbau in ein kommerziell erhältliches Laborröntgendiffraktometer zu entwerfen, entwickeln und diese an unterschiedlichen natürlichen und synthetischen Materialien zu evaluieren. Aus der Literatur bekannte Apparaturen waren bisher auf Synchrotronstrahlung angewiesen oder hatten Einschränkungen im Temperatur- oder XRD-Winkelbereich. Der in dieser Arbeit entwickelte DTA-Messaufbau ermöglicht Messungen zwischen Raumtemperatur bis 600°C mit Heiz-/Kühlraten zwischen 1-20 K/min. Experimente unter nicht-Raumatmosphäre und eine Kontrolle der Atmosphärenfeuchte sind möglich. Der Winkelbereich der Röntgenbeugung wird nur minimal eingeschränkt, es kann von 3° 􀂔��� 2􀈙��� 􀂔��� 85° gemessen werden. Die Verwendung von Röntgenkapillaroptiken in Kombination mit einem großen 2DFlächendetektor ermöglichen es innerhalb von 10-20 Sekunden ein Diffraktogramm mit ausreichender Zählstatistik zur Phasenbestimmung aufzunehmen. „1+1>2“: Durch die in-situ Kopplung von ortsaufgelöster 2-dimensionaler Mikrodiffraktion (μ-XRD²) und Differenzthermoanalyse (DTA) entsteht ein Mehrwert, der tiefere Einblicke in temperaturabhängige Prozesse liefert, als es bei unverschränkten ex-situ Messungen möglich wäre. Temperaturabhängige Veränderungen in der Kristallstruktur und Kristallinität der Probe, als auch das Wissen über Reaktionstemperaturen, Reaktionsenthalpien und Reaktionskinetik werden simultan miteinander verknüpft und so ein tieferes Verständnis für die ablaufenden Prozesse entwickelt. Im Rahmen dieser Arbeit wurden mit Hilfe der Methodenkopplung aus μ-XRD² & DTA in verschiedenen Studien verschiedenste Substanzen untersucht und neue Erkenntnisse in temperaturabhängige Prozesse gewonnen. In zahlreichen kleineren Kooperationsstudien wurden Untersuchungen in Methodenkopplung an Gibbsit, Wavellit, Strontiumcyanurat, Yttriumacetat und Hemicarboaluminat durchgeführt. Zur Kalibration der Methodenkopplung wurden Analysen an Korund, Kaliumnitrat, Rubidiumnitrat, Silbersulfat und Quarz ausgeführt und mit Literaturdaten verglichen. Die Ergebnisse der Untersuchungen an Rubidiumnitrat zeigen deutlich das Potential der Methodenkopplung von μ-XRD2 & DTA: Durch die Kombination von Thermischer Analyse und Röntgenbeugung können nicht nur das DTA-Signal und die Phasenanalyse direkt miteinander verknüpft werden, sondern durch den großen 2D-Detektor erhält man in diesem Fall einen zusätzlichen Einblick in Kristallitreifungs- und Rekristallisationsphänomene. Dadurch können Veränderungen in der Beugungsstatistik während des Experiments erkannt und somit Intensitätsveränderungen im Diffraktogramm auch korrekt interpretiert werden. Ein eigenes Kapitel behandelt die Untersuchungen am System CaSO4 - H2O. Hier spielt die Erforschung des De- und Rehydratationsverhaltens von Bassanit, CaSO4􀃂���0,5H2O eine große Rolle. Sowohl beim Erhitzen, als auch beim Abkühlen treten Intensitätsveränderungen und geringe Positionsshifts der Bassanitreflexe auf und stehen mit der De- und Rehydratation des Bassanits in Verbindung. Es konnte ein direkter Zusammenhang zwischen dem Wassergehalt und dem Betrag der Intensitätsveränderung abgeleitet werden. Die Rehydratation von Bassanit wurde als langsamer und kontinuierlicher Prozess beobachtet. Im Experiment konnte ein entwässerter Bassanit unter trockenen Bedingungen auch bei Raumtemperatur konserviert werden. Wasserfreier Bassanit ist stark hygroskopisch und rehydriert bei Raumtemperatur beim Kontakt zu feuchter Atmosphäre spontan zurück zu Bassanit, begleitet von einer deutlich exothermen Reaktion. Die Ergebnisse der Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bassanit (CaSO4· xH2O) im Gleichgewicht mit der umgebenden Atmosphäre steht und sein Wassergehalt nicht exakte x=0,5 betragen muss. Die Verwendung des Begriffs 􀇄���-Anhydrit und die Abgrenzung als eigenständige Phase werden in dieser Arbeit in Frage gestellt und abgelehnt; stattdessen wird in dieser Arbeit in Bassanit und wasserfreien Bassanit im Sinne einer Wirt-Gast-Beziehung unterschieden.

Abstract:

Aim of this work was coupling of the two methods of two- dimensional, space-resolved microdiffraction (μ-XRD²) and differential thermal analysis (DTA). The main scope was to design and develop a DTA-unit, which is able to be implemented into a commercially available x-ray diffractometer. Method coupling setups known from literature were built either for use at synchrotron radiation sources or were restricted concerning the temperature or XRDangular range. The in-house designed DTA-heating chamber allowed to measure between room temperature and 600°C with common heating and cooling rates of 1-20 K/min. Experimental conditions under non-ambient atmosphere and even the regulation of the relative humidity of the atmosphere were practiced. X-ray diffraction measurements can be performed between 3-85°2􀈙����. The use of X-ray capillary optics in combination with a large two-dimensional detector are enabling very short measurement times of around 10-20 seconds for one diffraction pattern. “1+1>2”: The in-situ combination of two-dimensional microdiffraction (μ-XRD²) and differential thermal analysis (DTA) creates additional benefit, which offers deeper insight in temperature dependent processes than with uncoupled ex-situ measurements. Temperature dependent changes inside the sample as crystal structure and crystallinity are linked simultaneously to reaction temperature, reaction enthalpy and reaction kinetics in order to develop a profounder understanding of the ongoing processes. Within this work several different substances were analyzed in coupling μ-XRD² with DTA and new information about the temperature depending processes was gained. The studies were performed with gibbsite, wavellite, strontium cyanurate, yttrium acetate and hemicarboaluminate. Calibration of the method coupling analyses were conducted with corundum, potassium nitrate, rubidium nitrate, silver sulfate and quartz which were compared to literature data. The results of the analyses with rubidium nitrate are demonstrating the potential of the method coupling of μ-XRD²&DTA very well: Thanks to the combination of thermal analysis and x-ray diffraction the DTA-signal and phase analysis can be linked directly and as a surplus the large two-dimensional detector provides additional information about crystallite ripening and recrystallization phenomena. Thus changes of reflex intensities in the diffraction patterns can be assigned to these effects and interpreted correctly. The de- and rehydration of bassanite, CaSO4*0,5H2O, was part of a larger study. During heating and cooling the diffraction patterns showed changes in reflex intensities accompanied by small shifts of reflex positions, which correlate with de- and rehydration of the bassanite structure. A proportional dependence between water content of the bassanite structure and the amount of the reflex intensity change could be observed. The rehydration of bassanite was perceived to be a slowly and continuously running process. Under dry atmosphere a water-free bassanite structure could be preserved at room temperature. Water-free bassanite is highly hygroscopic and a spontaneous rehydration accompanied by an obviously exothermal reaction occurs at room temperature, when humid atmosphere is added. The results of the conducted investigations indicate that bassanite (CaSO4*xH2O) is in equilibrium with its surrounding atmosphere and that its water content x must not be exactly 0,5. In this work the commonly used term “gamma-anhydrite” and its classification as a discrete phase is questioned and rejected; instead the concept of water-free bassanite is established in terms of a host-guest-relation.

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