Außerparlamentarische Kämpfe um Umverteilung und Anerkennung. Eine ethnographisch informierte Fallstudie zu Empowerment-Prozessen in gewerkschaftlichen Stadtteilgruppen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/97278
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-972783
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-38661
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2020-01-24
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Politikwissenschaft
Gutachter: Bieling, Hans-Jürgen (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2018-09-06
DDC-Klassifikation: 320 - Politik
Schlagworte: Gewerkschaft , Empowerment , Ermächtigung , Identität , Anerkennung , Soziale Bewegung
Freie Schlagwörter: transformative Erneuerung
kollektive Identität
lokale Gewerkschaft
Beziehungsarbeit
Deliberative Vitality
Empowerment
Organizing
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Diese Forschungsarbeit knüpft an die Debatte um die Krise der Gewerkschaften und mögliche Pfade gewerkschaftlicher Erneuerung an. Sie untersucht die Potentiale und Grenzen einer ungewöhnlichen Organizing-Initiative: dem Strukturaufbau in der Nachbarschaft. Die Unite Community-Initiative wird als Ausdruck einer strategischen Wahl der britischen Gewerkschaft Unite the Union verstanden, die sich im Jahr 2011, im Kontext von Wirtschaftskrise und radikaler Austeritätspolitik, dazu entschloss, die Organisation für nicht-Erwerbstätige zu öffnen. Erwerbslose, Menschen mit Behinderung, pflegende Angehörige und Vollzeitstudierende können seitdem der Gewerkschaft beitreten und in den Partizipationsstrukturen aktiv werden, die entlang geographischer Linien organisiert sind. Der Aufbau von Community-basierten gewerkschaftlichen Aktivengruppen wirft Fragen auf: Welche Formen der Interessenvertretung entwickelt sich? Wie wird Einheit hergestellt, ohne einen Betrieb als kollektiven Bezugspunkt? Wie wird kollektive Macht generiert trotz Marginalisierung? Die Forschungsarbeit geht diesen Fragen nach, indem sie Empowerment- Prozesse in sechs gewerkschaftlichen Stadtteilgruppen in London rekonstruiert. Operationalisiert wird das Empowerment-Konzept unter Rückgriff auf die Arbeit von Christian Lévesque und Gregor Murray (2010) zu Machtfaktoren in der lokalen Gewerkschaft. Gestützt auf umfangreiches empirisches Material werden eine starke Deliberative Vitality und klassenbewusste, lokale Identitäten als Empowerment-Faktoren herausgearbeitet. Ein zentraler Befund der Studie ist, dass darüber hinaus zwei weitere Faktoren von besonderer Relevanz für die Empowerment-Prozesse in den Stadtteilgruppen sind: Beziehungsarbeit und ein eigenes System der Anerkennungsverteilung, das mit vorherrschenden Mustern der Abwertung und Ausgrenzung bricht. Im Unterschied zu vielen neueren Gewerkschaftsstudien, die auf der Makro-Ebene angesiedelt sind, widmet sich diese Forschungsarbeit den Aktiven an der Basis, das heißt dem Alltag lokaler Gewerkschaft und der Bedeutung kollektiver Praktiken für den Aufbau von Gewerkschaftsmacht. Mit Empowerment-Prozessen beleuchtet die Arbeit eine zentrale Dimension gewerkschaftlichen Organizings, die aufschlussreich ist im Hinblick auf das Problem der Nachhaltigkeit von Strukturaufbau. Es wird argumentiert, dass der gewerkschaftliche Strukturaufbau in der Nachbarschaft nicht nur die beteiligten Aktiven stärkt, sondern auch die Gesamtgewerkschaft, etwa durch die Stabilisierung von Organisationsmacht in Form von Streikunterstützung, die Stärkung der Netzwerkeinbettung oder auch neue Handlungsmöglichkeiten in der Kampagnenführung. Das Potential zum Machtaufbau wird jedoch, so ein Ergebnis der Forschungsarbeit, aktuell bei Unite the Union noch nicht ausgeschöpft.

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