Vergleichsanalyse von jüngeren vs. älteren Patienten mit hepatozellulärem Karzinom (HCC) unter Therapie mit dem Multikinaseinhibitor Sorafenib®

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/89635
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-896359
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-31016
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2019-06-14
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Plentz, Ruben (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2019-05-03
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Leberzellkrebs , Sorafenib
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Bisher wurden nur wenige Studien veröffentlicht, die den Stellenwert des Patientenalters in Bezug auf die Sorafenib-Therapie fokussieren. Ziel dieser Arbeit war es deshalb, den Einfluss eines fortgeschrittenen Patientenalters, definiert durch die Cutoff-Altersgrenze ≤ 70 Jahre vs. ˃ 70 Jahre, auf die Sorafenib-Therapie näher zu beleuchten. Retrospektiv wurden dafür die Daten von allen HCC-Patienten ausgewertet, die im Zeitraum von 2008 bis 2013 eine Sorafenib-Therapie in der gastroenterologisch-onkologischen Ambulanz des südwestdeutschen Tumorzentrums der Universitätsklinik Tübingen erhalten hatten. Insgesamt konnten n = 61 jüngere Patienten (62,9 %) und n = 36 ältere Patienten (37,1 %) in die Studie eingeschlossen werden. Ältere Patienten hatten im Vergleich zum jüngeren Patientenkollektiv zu Therapiebeginn tendenziell höhere ECOG-Werte und häufiger nicht-leberspezifische Komorbiditäten, zeigten aber zu einem höheren Prozentsatz eine bessere Leberfunktion bei gleichzeitig geringerer Prävalenz von Lebererkrankungen. Damit schien das Tübinger Gesamtkollektiv zu Therapiebeginn stärker gesundheitlich beeinträchtigt zu sein als Patientenkollektive anderer Studien. Bei älteren Patienten zeigte sich zu Therapiestart häufiger ein solitärer HCC-Herd und eine geringere Gefäßbeteiligung des Tumors, das Karzinom war aber häufiger fernmetastasiert. In den Vergleichsstudien zeigten sich diesbezüglich überwiegend ausgeglichene Verhältnisse zwischen den Altersgruppen. Bei den älteren Tübinger Patienten wurde die Therapie häufiger mit der Standartdosis (800,0 mg/d) begonnen, die Applikationsdosis und Applikationsdauer war aber geringer als bei den Jüngeren und Dosisreduktionen erfolgten häufiger. Das Auftreten von Nebenwirkungen war bei den Tübinger Patienten im Gegensatz zu den Vergleichsstudien nicht die führende Ursache für einen Therapieabbruch. Das Nebenwirkungsprofil der älteren Tübinger Sorafenib-Patienten war dem Profil der jüngeren Vergleichsgruppe ähnlich und gliech damit dem Profil der anderen Studien. Als häufige Nebenwirkungen wurden in beiden Altersgruppen Müdigkeit, Diarrhoe, Oberbauchschmerzen und Hautveränderungen ausgenommen dem HFS beschrieben. Bei der Untersuchung des radiologischen Gesamtansprechens zeigte sich eine Tumorkontrollrate von 38,4 % bezogen auf das gesamte Kollektiv, wobei im älteren Patientenkollektiv mit 27,6 % ein deutlich geringers Tumoransprechen zu beobachten war als im jüngeren Patientekollektiv mit 45,5 %. Im Gegensatz dazu konnte aus den Auswertungen der Vergleichsstudien mit Alters-Cutoff-Wert kein eindeutiger Trend der Tumorkontrollrate für eine der beiden Altersgruppen abgeleitet werden. Die TTP des gesamten Tübinger Patientenkollektivs lag bei median 5,6 Monaten. Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Vergleichsstudien mit Alters-Cutoff-Wert zeigte sich dabei eine kürzere TTP im älteren Patientenkollektiv (median 3,9 Monate) und eine längere TTP im jüngeren Patientenkollektiv (median 6,6 Monate). Das Ergebnis war statistisch signifikant (p = 0,015). Von den potenziellen Einflussfaktoren auf die TTP (univariate Analyse) erwies sich nur das Patientenalter ˃ 70 Jahre als signifikanter negativer prognostischer Faktor (multivariate Analyse, HR 0,452, p = 0,014). In den Vergleichsstudien konnte kein signifikanter Einfluss des Patientenalters auf die TTP gezeigt werden. Die OS (Behandlungszeitraum) lag im Tübinger Gesamtkollektiv bei median 2,9 Monaten und dauerte mit median 2,6 Monaten (Ältere) bzw. median 3,6 Monaten (Jüngere) kürzer als in den zu vergleichenden Altersgruppen der anderen Studien mit Alters-Cutoff-Wert. Das Ergebnis war statistisch nicht signifikant. Das Patientenalter zeigte sich weder in der univariaten noch in der multivariaten Analyse als prognostischer Faktor in Bezug auf den Behandlungszeitraum, für andere Faktoren konnte jedoch eine prognostische Bedeutung gezeigt werden. Die Vergleichsanalyse von jüngeren vs. älteren Patienten mit HCC unter Therapie mit dem Multikinaseinhibitor Sorafenib konnte im Bezug auf die Endpunkte TTP und Behandlungszeitraum die Beobachtungen aus anderen vergleichbaren Studien nicht bestätigen. Parallelen zeigten sich im Nebenwirkungsprofil der Therapie und bei spezifischen Ergebnissen aus den Bereichen Gesundheitszustand, Nebendiagnosen, Tumorausbreitung und Therapiedaten. Allerdings sollten die vorliegenden Ergebnisse aufgrund der Datenqualität und des Studien-Designs auch im Kontext zu den anderen Studien sehr kritisch betrachtet werden, weshalb diese Ergebnisse die Resultate, vor allem der beiden großen Phase-3-Multicenterstudien, keinesfalls in Zweifel ziehen sollen. Ein eindeutig positives oder negatives Fazit über die Sorafenib-Therapie in einem jüngeren oder älteren Patientekollektiv bzw. für einen bestimmten Alters-Cutoff-Wert kann aus dieser Datenanalyse abschließend nicht abgeleitet werden.

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