Der Begriff der "Asozialität" als soziales Image und als sprachliches Symbol
gesellschaftlicher Minderwertigkeit existiert - obwohl immer weniger aktiv
benutzt - nach wie vor in den Köpfen vieler Bürger.
Die Negation der Existenz des Begriffes hilft dabei bei der Bewältigung der
sich hinter diesem Begriff verbergenden Problematik ebenso wenig weiter wie
Versuche der Umdefinition oder Neudefinition, die Probleme eher verschleiern
als lösen. Ein "ehrlicherer" Umgang mit diesem Begriff und eine
gleichzeitige Hinterfragung der damit verbundenen subjektiven Vorstellungen,
die mit dem Terminus "Asozialität" verbunden sind, ermöglicht
ebenso wie die Darstellung der über diesen Begriff anderen zugeschriebenen
objektiven Seinsqualitäten eine realistische Diskussion der tatsächlichen
Probleme sowohl in den Köpfen der Definierenden, als auch in der diesen sich
präsentierenden Realität.
Besonders bei denjenigen, die mit sozial Benachteiligten, ihrer Erscheinungsweise
und ihren Problemen konfrontiert sind, stellt sich die Frage, ob
die Verwendung dieses Begriff für ein entsprechendes (negatives und
stigmatisierendes) Bewußtsein steht, oder ob die Benutzung der überkommenen
Sprachhülse "Asozialität" unabhängig von tatsächlich vorhandenen
Einstellungen ist bzw. ob lediglich die Benutzung des pejorativen
Begriffes unterbleibt, ohne daß auch die damit verbundenen Vorstellungen
abgebaut sind.
Die empirische Studie von Funke geht der Frage nach, welche Vorstellungen
von "Asozialität", "Asozialen" und "asozialem Verhalten" bei Polizeibeamten
vorhanden sind bzw. welche Verhaltensweisen mit diesem Begriff verbunden
werden und vergleicht diese Vorstellungen mit denen anderen (sozialer) Berufsgruppen.