Inhaltszusammenfassung:
Der vorliegende Band dient mehreren Zielen. Er soll dazu beitragen, die öffentliche
Aufmerksamkeit für das Thema Zwangsverheiratung zu fördern. Außerdem
spiegeln die Beiträge die in Deutschland bestehende Kontroverse über Ausmaß
und Ursachen von Zwangsverheiratungen sowie über angemessene politische
Vorgehensweisen wider. Darüber hinaus stellt der Band Ergebnisse neuester
Untersuchungen vor und benennt Aufgaben für künftige Forschung. Die bestehenden
rechtlichen Instrumente werden einer kritischen Überprüfung unterzogen,
um rechtspolitischen Reformbedarf zu identifizieren. Schließlich gibt der
Band aus den Erfahrungen der Praxis Anregungen für die Präventions- und Interventionsarbeit
in Schulen, Integrationskursen, Bildungs- und Ausbildungsangeboten
sowie in Beratungs- und Kriseneinrichtungen.
Die Autorinnen und Autoren stimmen in der Einschätzung überein, dass Zwangsverheiratung
eine Verletzung der Menschenrechte bedeutet. Sie teilen darüber
hinaus die Überzeugung, dass Staat und Gesellschaft alle in ihren Möglichkeiten
liegenden Mittel einsetzen müssen, um Zwangsverheiratungen zu verhindern
bzw. Menschen, die bereits gegen ihren Willen verheiratet worden sind, Auswege
aus ihrer Zwangslage zu eröffnen. Bei der Definition, Beschreibung und Ursachenanalyse
von Zwangsverheiratungen kommen indessen unterschiedliche Positionen
zu Wort. Dies gilt auch hinsichtlich der geforderten rechtspolitischen
Maßnahmen. Während ein Konsens darüber besteht, dass Bildungs-, Ausbildungs-,
Beratungs- und Schutzangebote erheblich ausgebaut werden müssen,
vertreten die Autorinnen und Autoren insbesondere in der Frage, welche aufenthaltsrechtlichen
und strafrechtlichen Reformen zur Bekämpfung von Zwangsverheiratungen
sinnvoll sind, unterschiedliche Meinungen. Insofern schlägt sich die
aktuelle öffentliche und fachöffentliche Kontroverse in diesem Band nieder.