Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, einen Einblick in die Sichtweise von zwölf jungen Frauen und Männern auf das Phänomen des erschwerten Übergangs in die Arbeit in Bosnien und Herzegowina zu gewinnen. Die Fragestellung richtete sich insbesondere auf ihre Erlebens- bzw. Bewältigungsdimensionen und wurde mittels der qualitativen Methode des problemzentrierten Interviews (Witzel, 1985) untersucht. Diese Form des Interviews ermöglichte jungen Frauen und Männern weitreichende Artikulationsmöglichkeiten, die sich insbesondere auf folgende Aspekte bezogen: den biografischen Hintergrund, den Bildungs- und Erwerbsverlauf, die subjektiv bedeutsamen Determinanten ihrer aktuellen Situation. Letztere schließen ihre Erfahrungen mit sozialer Ausgrenzung, mit Unterstützungsangeboten sowie unterschiedlichen Bewältigungsstrategien ein, die in dem Prozess der Auseinandersetzung mit dem antizipiertem Übergang in das Berufsleben beleuchtet werden sollen. Die Interpretation der Ergebnisse, die die komplexe Lebenswelt der befragten Personen bzw. die über sie gesammelten Daten erschließen sollte, erfolgte in zwei Phasen: Zuerst wurden die Interviews anhand der Methode des thematischen Kodierens (Flick, 2009) analysiert, anschließend im zweiten Schritt mit Hilfe des Vorgehens empirisch begründeter Typenbildung (Kluge, 1999; 2000) im Hinblick auf die relevanten Forschungsfragen gruppiert. Die Ergebnisse verdeutlichen die Vielfalt an unterschiedlichen Erlebensformen und Bewältigungsmustern junger Erwachsener beim Übergang in die Arbeitswelt in einem postkommunistischen Staat, die sehr stark an individuellen Einstellungen, verfügbaren Bewältigungsressourcen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gekoppelt sind. Sie zeigen jedoch auch, dass das Problem der ausgeprägten Arbeitslosigkeit bei jungen Erwachsenen in Bosnien und Herzegowina nicht allein durch bestimmte Projektarbeit (Bewerbungstrainings, befristete Fördermaßnahmen für die Ermöglichung erster Berufserfahrungen etc.) gelöst werden kann. Vielmehr sollten bei den strategischen Planungen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit auf staatlicher Ebene auch individuelle Auseinandersetzungen der Akteurinnen und Akteure in diese Statuspassage miteinbezogen werden.