Wachstum als Herausforderung. Soziologische Analysen des Wachstumsmanagements jugendlicher Spitzenathleten und Nachwuchstrainer

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/56023
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-560231
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2014
Sprache: Deutsch
Englisch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sportwissenschaft
Gutachter: Thiel, Ansgar (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2014-07-22
DDC-Klassifikation: 796 - Sport
Schlagworte: Leistungssport , Jugend , Gesundheit , Trainer , Wachstumsprozess , Qualitative Methode , Sozialisation
Freie Schlagwörter: Wachstumsprobleme
youth
Elite sport
socialization
growth process
health
coach
qualitative method
growth problems
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Jugendliche Spitzenathlet/innen befinden sich in einer kritischen Entwicklungsphase. In der Pubertät müssen sie nicht nur körperliche, psychische und soziale Veränderungen bewältigen, sondern sich auch für einen Platz im leistungssportlichen Fördersystem qualifizieren. In diesem Zusammenhang gewinnt der Wachstumsprozess eine zentrale Bedeutung. Allerdings steigt auch die Verletzungsanfälligkeit und der Entwicklungsprozess stellt eine Herausforderung für Trainer/innen dar. Die Problemlagen, die sich daraus ergeben, sind bisher nur unzureichend erforscht. An dieser Forschungslücke setzt die artikelbasierte Dissertation an. Ziel war es, die Bedeutung des Wachstumsprozesses im Nachwuchsleistungssport aus soziologischer Perspektive zu untersuchen. Um dieses Vorhaben einzulösen, wurde auf sozialisationstheoretische, körpersoziologische und wissenssoziologische Theorien zurückgegriffen. Im Anschluss stellte sich die Frage nach den soziokulturellen Entstehungsursachen von Wachstumsproblemen (Artikel 2) und der Rolle der Trainer/innen in diesem Zusammenhang (Artikel 5). Zudem wurden die Bewältigungsstrategien von betroffenen Athlet/innen (Artikel 3) und die gesundheitlichen und organisationalen Konsequenzen von Wachstumsproblemen (Artikel 4) untersucht. Die Datengrundlage bildete eine qualitative Studie im deutschen olympischen Nachwuchsleistungssport (Artikel 1). Wesentlich für die Analysen waren 24 biografische Interviews mit 14- bis 18-jährigen Athleten (12) und Athletinnen (12) der Sportarten Biathlon, Handball, Kunstturnen und Ringen und 16 Experteninterviews mit deren Bundes-, Landes- und Stützpunkttrainer/innen. Die Analysen zeigen, dass der Leistungssport als Sozialisationskontext wesentlich an der Entstehung von Wachstumsproblemen beteiligt ist. Die fehlende Passung zwischen der individuell unterschiedlich verlaufenden körperlichen Entwicklung einerseits und den relativ starren Leistungs-, Alters-, und Gewichtsklassennormen des Spitzensports andererseits generiert systematisch Problemlagen. Allerdings 'inkorporieren' Nachwuchsathlet/innen durch die Sozialisation in den Leistungssport auch Denk- und Verhaltensweisen, die zu einem riskanten Umgang mit dem Körper führen. Die Bewältigungsstrategien, die Nachwuchsathlet/innen entwickeln, verschärfen zudem oftmals die bestehenden Probleme. Im Umgang von Trainer/innen mit Belastungsgrenzen zeigt sich ein hohes Fehlbelastungsrisiko: Um die Belastbarkeit von Nachwuchsathlet/innen zu bestimmen, entwickeln Trainer/innen Konzepte, die je nach Wissensstand und subjektiven Relevanzen zu höchst unterschiedlichen Belastungsgrenzen führen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Wachstumsprobleme die Gesundheit heranwachsender Spitzenathlet/innen massiv beeinträchtigen können und die Nachhaltigkeit des Leistungssportsystems gefährden.

Abstract:

Youth elite athletes undergo a critical phase of development. During adolescence, they must negotiate physical, psychological and social changes while delivering top-level athletic performances. Within this context, the growth process acquires a central relevance. Besides changing physical performance parameters, susceptibility to injury increases; for coaches, the athletes’ growth process constitutes a challenge. Until now, the problems that arise from this situation have only been researched from a biomedical perspective. The aim of this article-based dissertation is to address this gap in research and to examine the relevance of the growth process in youth elite sport from a sociological perspective. In order to frame growth and growth problems as sociocultural phenomena, socialization, sociology of the body, and knowledge sociological theories are utilized. For the data collection, a qualitative study in German Olympic youth elite sport was conducted (Article 1). The analyses draw on 24 biographical interviews with 14- to 18-year-old male (12) and female (12) athletes from the disciplines biathlon, handball, artistic gymnastics, and wrestling, as well as 16 expert interviews with national, regional and training centre coaches. Within the empirical articles, the sociocultural causes of the growth problems (Article 2), and the coaches’ role therein, are addressed (Article 5). Additionally, the athletes’ coping strategies are examined (Article 3), as are the health and organizational consequences of the growth problems (Article 4). The analyses show that elite sport, as a socialization context, is significantly involved as a cause of the growth problems. The mismatch between the individual physical development and the relatively rigid social norms of elite sport (regarding e.g. performance, age or weight) generate systematic problems. Furthermore, elite youth athletes, due to their socialization in elite sport, also “incorporate” patterns of thought and behaviour that lead to a risky relationship with their growing bodies. The coping strategies that the youth athletes develop often aggravate the existing problems. In the coaches’ handling of training load limits, a significant risk of inappropriate loading can be observed: in order to determine the training capacity of a youth athlete, coaches develop concepts that lead to highly variable training load limits, depending on the coaches’ knowledge and subjective concerns. Altogether, the results show that growth problems carry with them long term health consequences for youth athletes and also compromise the sustainable development of the elite sport system.

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