Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Dissertation besteht aus vier Beiträgen, die unterschiedliche Forschungsfragen aus dem breiten Feld der Betriebswirtschaft adressieren. Alle vier Aufsätze zielen darauf ab, ein besseres Verständnis davon erlangen, wie sich Akteure des Wirtschaftssystems hinsichtlich spezifischer Gesichtspunkte verhalten und miteinander in ihrem Wirtschaftsumfeld agieren. Die Beiträge haben weiterhin gemein, dass sie in erster Linie empirisch ausgerichtet sind. Die im Rahmen der empirischen Untersuchungen zu testenden Hypothesen basieren auf theoretischen Überlegungen und werden aus der Literatur abgeleitet.
Beitrag A beschäftigt sich mit dem Franchisesektor, insbesondere mit der vertraglichen und organisatorischen Ausgestaltung von Franchisesystemen. Der Beitrag verwendet einen neuen Datensatz basierend auf 123 Franchisesystemen mit Ursprung in Deutschland, um Hypothesen aus der „agency theory“ sowie der „capital scarcity theory“ hinsichtlich der Vertragsbeziehung und Organisationsstruktur von Franchisesystemen empirisch zu testen. Die Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass Agency-Modelle mit beidseitiger Verhaltensunsicherheit sowohl die Vertragsgestaltung als auch die Organisationsstruktur von Franchisesystemen erklären.
Beitrag B greift die aktuelle Diskussion um die Kontrollfunktion des Aufsichtsrates auf und untersucht im Rahmen einer Ereignisstudie, wie der Kapitalmarkt auf die Interventionsaktivitäten von Aufsichtsräten reagiert. Für die empirische Untersuchung werden Aufsichtsratsinterventionen von in Deutschland börsennotierten Unternehmen zwischen 2000 und 2006 betrachtet. Damit werden im Rahmen des Beitrags zwei Suppositionen von Hermalin/Weisbach (1998) bezüglich der Kapitalmarktreaktion auf Vorstandsentlassungen empirisch getestet. Diese sagen eine negative (positive) Kapitalmarktreaktion voraus, wenn der CEO aufgrund von privaten (öffentlichen) Informationen des Aufsichtsrats entlassen wird. Basierend auf der Annahme, dass die öffentlich verfügbaren Informationen mit der Medienberichterstattung über ein Unternehmen zunehmen, erwarten wir eine negative (positive) Kapitalmarktreaktion auf Interventionen des Aufsichtsrats bei Unternehmen mit einer geringen (hohen) Präsenz in den Medien. Dies wird durch unsere empirischen Ergebnisse bestätigt.
Beitrag C untersucht die Frage, ob Banken nach einem negativen Ereignis wie zum Beispiel einem großen Verlust durch Betrug zusätzliche Verluste aufgrund eines Reputationsschadens erleiden. Um diese Frage zu beantworten, wird die Reaktion des Aktienkurses auf die Ankündigung von Schadensfällen aus operationellen Risiken bei Europäischen Unternehmen im Finanzsektor analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Aktienmarkt sowohl auf die erste Pressemeldung als auch die abschließende Meldung eines Schadenfalls aus operationellen Risiken negativ reagiert und mit diesen Schadensfällen Reputationsschäden verbunden sind. Multivariate Regressionsanalysen weisen darauf hin, dass die Höhe des Reputationsschadens stärker von unternehmensspezifischen Eigenschaften, als den Eigenschaften des Schadensfalls beeinflusst wird.
Beitrag D knüpft thematisch an den vorausgehenden Beitrag an, untersucht aber die Reaktionen auf Schadensfälle aus operationellen Risiken nicht am Aktienmarkt sondern am Kreditmarkt. Für diese Untersuchung analysiert der Aufsatz, wie sich die Spreads von Credit Default Swaps (CDS) Europäischer Banken bei Meldungen zu Schadensfällen aus operationellen Risiken verändern. Anhand der als Prämie für Kreditversicherungen interpretierbaren CDS-Spreads lassen sich Rückschlüsse auf das Ausfallrisiko der vom Verlust betroffenen Banken ziehen. Im Durchschnitt erhöhen sich die CDS-Spreads um 5 Basispunkte bzw. um 5% als Reaktion auf die abschließende Nachricht eines Schadensfalls aus operationellen Risiken. Die Reaktion der CDS-Spreads wird dabei von der (relativen) Schadenshöhe des Verlustes beeinflusst und fällt bei Banken mit einem guten Kreditrating stärker aus, während Schadensfälle aus internen Betrugsfällen keine besonders deutliche Reaktion nach sich ziehen.
Abstract:
This dissertation consists of four essays addressing different research questions within the broad field of business economics. The contributions have in common that they aim to understand very specific aspects of how economic actors behave and interact within their particular business environment. All articles are mainly empirical in nature testing hypotheses derived from theoretical considerations and previous literature.
Essay A focuses on the franchise sector and, in more detail, on the contractual and organizational design of franchise firms. The paper employs a new dataset based on a sample of 123 franchise systems originating from Germany to empirically test hypotheses stemming from agency theory and capital scarcity considerations on the contractual relations and the organizational structure in franchising. The results indicate that agency models based on double moral hazard do explain the design of franchise contracts and the organizational structure in terms of the proportion of franchised outlets.
Essay B deals with the role of supervisory boards and the reaction of capital markets to the boards’ activities, thus, picking up on the discussion about an efficient corporate governance system. The paper conducts an event study analyzing the effect of supervisory board interventions on the value of publicly listed firms in Germany between 2000 and 2006. The empirical analysis allows for a test of two suppositions by Hermalin/Weisbach (1998) which propose a negative stock price reaction when a firm’s CEO is fired based on private information of the supervisory board and a positive stock price reaction when the CEO is fired based on public information. Assuming that the amount of infor-mation available to the public increases with the media coverage of a company, this is supported by the results of the empirical analysis.
Essay C centers around the question whether banks experiencing negative events such as fraud suf-fer from additional losses because of damages to their reputation. In order to address this question, the stock market reaction to the announcement of operational losses in European financial companies is studied. Results show that the stock market reacts negatively to the first press announcement as well as the settlement of losses and indicate damages to firm reputation. Multivariate regression re-sults suggest that reputational damages are rather influenced by firm characteristics than characteris-tics of the operational loss event.
Essay D follows up on the previous article but changes the perspective from equity holders to debt holders. The paper examines the credit default swap (CDS) market’s reaction to operational risk events in the banking industry and addresses the question to what extent operational risk affects the default risk of banks. The results shed light on the impact of operational losses on the default risk of banks, which is of interest for creditors and from a regulatory point of view. On average, there is a statistically significant increase in CDS spreads around the settlement date of losses in the range of 5 basis points or roughly 5 percent in relative terms. The CDS market’s reaction to operational risk events is clearly influenced by the (relative) size of losses and more pronounced for banks with a good credit rating while internal fraud events seem to be not particularly harmful.