Zur Bedeutung von multiplen Repräsentationen beim Lernen mit Computer und Internet für Menschen mit geistiger Behinderung

DSpace Repository


Dateien:

URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-53907
http://hdl.handle.net/10900/47815
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2010
Language: German
Faculty: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Department: Erziehungswissenschaft
Advisor: Huber, Günther L. (Prof. Dr.)
Day of Oral Examination: 2010-11-12
DDC Classifikation: 370 - Education
Keywords: Geistigbehindertenpädagogik , Geistige Behinderung , Mediendidaktik , Empirische Forschung
Other Keywords:
Multiple representations , Internet
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
Order a printed copy: Print-on-Demand
Show full item record

Inhaltszusammenfassung:

Auch Menschen mit geistiger Behinderung nutzen den Computer und das Internet. Sie sind Teil der so genannten vernetzten Informationsgesellschaft, in der Informationen zu jeder Zeit an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Formen (Repräsentationen) zur Verfügung stehen. Die vorliegende Arbeit untersucht in zwei aufeinander aufbauenden empirischen Studien den Themenbereich der multiplen Repräsentationen als wesentlicher Bestandteil von Multimedia und damit auch des Internet hinsichtlich seiner Wirkung auf das Erkennen und Verstehen von Informationen durch Menschen mit geistiger Behinderung. Das hierfür zugrunde gelegte Szenario ist die möglichst selbstgesteuerte Nutzung des Internet durch Menschen mit geistiger Behinderung. Die Ergebnisse legen nahe, dass computer- und netzbasierte Lernumgebungen für Menschen mit geistiger Behinderung lernförderlich sein können. In beiden Studien wird die positive Wirkung des Computers auf Verstehensprozesse bzw. auf den Lernzugewinn offenkundig. Vor allem die zweite Studie kann nachweisen, dass die Lernenden von der computerbasierten Lernumgebung in hohem Maße profitierten. Als besonders wirkungsvoll hat sich die Kombination von Text, Audio und Symbolen erwiesen. Trotz der Vorbehalte, die teilweise gegen empirische Verfahren und im Besonderen gegen quantitative in der Anwendung bei Menschen mit geistiger Behinderung geäußert werden, wurden größtenteils sehr positive Erfahrungen gemacht: positiv im Hinblick auf die damit ermittelten Ergebnisse, positiv aber auch in Bezug auf das große Interesse, das die Teilnehmer dieser Art der Untersuchung entgegengebracht haben. Deutlich wurde auch, dass es einer Methodenvielfalt und der Notwendigkeit der anschließenden Interpretation bedarf, um komplexen Themen nachzugehen. Die sehr unterschiedlichen Ergebnisse der verbalen und bildlichen Befragung in der zweiten Studie zeigen, welch großen Einfluss die Art der Befragung auf die ermittelten Ergebnisse haben kann. Nur eine Art der Befragung erleichtert zwar die Auswertung und schränkt die Interpretationsmöglichkeiten ein, sie greift aber unter Umständen zu kurz und erfasst nur einen geringen Teil der Wirkungen. Auch wenn das Erfassen aller Wirkungen sicherlich ein unerreichbares Ziel bleiben dürfte, so sollte man zumindest versuchen, dem durch sich ergänzende Erhebungsmethoden nahe zu kommen. Grundlegend für die Nutzbarmachung der ermittelten Ergebnisse ist, dass sie pädagogisch und didaktisch sinnvoll eingebettet werden. Das Wissen um günstige Informationsdarstellungen hilft der Zielgruppe erst dann, wenn sie erfahren hat, dass es bedeutsam sein kann, netzbasierte Informationen zu erschließen, dass es sich lohnt, die unterschiedlich repräsentierten Inhalte in einem teils mühsamen Dekodierprozess zu entschlüsseln. Auch müsste Lerngegenstand sein, mit welchen Repräsentationsformen oder welcher Kombination aus unterschiedlichen Repräsentationen man am besten Informationen aufnehmen kann. Dies ist ein individueller Prozess: Auf der Grundlage der jeweils eigenen Möglichkeiten können bzw. müssen solche Erfahrungen gemacht werden. Die pädagogische Nutzbarmachung netzbasierter Informationen in unterrichtlichen und lebensweltlichen Handlungsfeldern steht noch aus. Angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung medialer Informationen einerseits und der wachsenden Vielfalt an verfügbaren Informationstypen und Geräten andererseits, die eine Anpassung an individuelle Bedürfnisse erleichtern, sollte dieses Thema verstärkt aufgegriffen werden. Dadurch würde dem großen Interesse, das Menschen mit geistiger Behinderung Medien entgegen bringen, Rechnung getragen werden. Außerdem könnte damit einer digitalen Behinderung entgegengewirkt werden. Denn schließlich sollte auch in der digitalen Welt das oberste Ziel aller Bemühungen die gleichberechtigte Teilhabe sein.

Abstract:

Computers and the World Wide Web as sources of information retrieval and entertainment have become increasingly important. Web-based environments allow for combining different representational codes and addressing different sensory modalities which might be especially beneficial for users with special needs (e.g., for blind people or for people with reading and writing disabilities). The studies presented in this dissertation investigated which representational formats are beneficial to foster recognition and understanding of users with learning disabilities (moderate and severe). As factors, modality (visual, visual + auditory) and codality (text, text + pictures) aspects were varied which led to a 2*2 design, whereas visual information was presented by means of symbols. Dependent variables were ratings of recognition and understanding in the first study and performance on recall in the second study. Participants were students from schools for special educational needs. Both of the studies aimed at investigating in which ways computers and web-based learning environments can be (made) beneficial for learners with learning disabilities. The strong need for focusing on this group of learners is obvious: On the one hand, the "educational" side, such environments offer options that traditional methods like books and upfront lessons cannot by integration representational formats of all different kinds so that they can compensate for lacking abilities of learners. Both of the studies confirmed these expectations to a great extent. Learners had higher knowledge gains and showed better understanding scores when multiple representations were included. An especially beneficial value seems to be due to the inclusion of audio, that is, spoken text in combination with symbols. Bearing in mind that it is now possible to add automatic speech support through a free plug-in for most common web browsers, a first step to make the World Wide Web more accessible for users with learning disabilities could be achieved without major effort. The use of symbols in the two studies is in a sense unconventional. Symbols are designed to be used by people to whom they have been taught before, but none of the users in our investigation was familiar with symbols. This is representative for the situation in Germany, where symbols are mostly used for communication purposes (AAC). To use symbols as a means to extend literacy of people with learning disabilities, which would implicate the systematic acquisition of symbols, is not yet common. Secondly the symbolization of each word in the first study and the exclusive use of transparent symbols in the second study are suboptimal styles of symbol utilization for means of literacy. Therefore abstract symbols should be minimized whereas all key concepts need to be represented. An optimal design of the symbolization could have led to an increased codality effect. But at the current stage of technical development, this is not yet automatically viable. A second equally important reason to enable learners with disabilities to work with and profit from computer-based learning environments is that in this way, their feeling of competence and sense of belonging can be supported. In nowadays’ society, major parts of everyday life are determined by technical devices – computers are used not only for information seeking but also for communication, entertainment, financial concerns and much more. To make sure that a person with and without disabilities can participate in the society as equally as possible, it is crucial to encourage people with disabilities and show them how they can be supported by computers.

This item appears in the following Collection(s)