Europäisierung im europäischen Fußball? Regulierungspolitische Aspekte der EU und die aktuelle Streitfrage zur geplanten "6+5-Regel" der FIFA

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URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-42873
http://hdl.handle.net/10900/47673
Dokumentart: MasterThesis
Date: 2009
Language: German
Faculty: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Department: Politikwissenschaft
DDC Classifikation: 320 - Political science
Keywords: Europäisierung , Fußball , Europäische Union , Bosman, Jean-Marc , Zürich / Home of FIFA , Internationaler Fußballverband , Regulierung
Other Keywords: 6+5-Regel ,
6+5 rule
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Masterthesis befasst sich mit der Frage, ob es Europäisierung im europäischen Profifußball gibt. Hintergrund der Arbeit ist, dass der Europäische Gerichtshof 1995 im Fall Bosman u.a. auf Arbeitnehmerfreizügigkeit für Profi-Fußballspieler entschieden hat, die FIFA aber nach wie vor auf Selbstregulierung setzt und eine Regel einführen will, welche die Anzahl der nicht für die Nationalmannschaft des jeweiligen Verbandes spielberechtigten Profispieler begrenzt („6+5-Regel“). Das Ziel der Arbeit ist es nicht, die Europarechtskonformität dieses Regulierungsvorschlages zu bewerten, sondern das Fallbeispiel in erster Linie für eine Untersuchung der Interessenvermittlungsstrukturen im europäischen Fußball zu verwenden. Als theoretischer Bezugsrahmen dient ein noch recht junger politikwissenschaftlicher Forschungsansatz – das Konzept der Europäisierung. Dieses Konzept richtet den Fokus hauptsächlich auf die direkten Rückwirkungseffekte europäischer Regulierungsversuche im europäischen Fußball, wenngleich die Europäische Kommission als "policy entrepreneur" im Sportsektor starke Berücksichtigung findet. Das Innovative an der Masterthesis: Der Europäisierungsansatz wird mit dem verbandlich organisierten Fußball entgegen üblicher Untersuchungsfelder auf einen Politikbereich übertragen, der nicht unmittelbar unter die Kompetenzen der EU fällt und welcher darüber hinaus eine reine nicht-staatliche Akteursebene darstellt. Es galt zu untersuchen, in welcher Form private Akteure wie die FIFA und UEFA auf die zunehmenden Interventionen der Europäischen Kommission reagieren. Dabei wurde deutlich, dass der Top-Down-Druck seitens der EU in den letzten Jahrzehnten derart tiefgreifend war, dass zahlreiche Veränderungsprozesse innerhalb der europäischen Fußballverbandsstrukturen festgestellt werden können. Beispielsweise veränderte die UEFA ihr Verhalten gegenüber der Kommission grundlegend – aus reiner Konfrontation wurde enge Kooperation. Wenngleich sich dieser „Bewusstseinswandel“ vor allem aus strategischem Kalkül und weniger aus direkten Lernprozessen ergibt, so lassen sich daraus diverse Europäisierungseffekte in Form sukzessiver und notwendiger Anpassungsprozesse ableiten. Für die Messbarkeit von Europäisierung wurden im Rahmen der Arbeit insgesamt drei Untersuchungskriterien ausgewählt: die Top-Down-Perspektive, die Bottom-up-Perspektive sowie die Frage nach strukturellen Veränderungsprozessen bzw. einer sich verändernden Akteurskonstellation im Fußball infolge des EU-Impacts. Da allein mit dem Fallbeispiel der „6+5-Regel“ keine ausreichende Beantwortung der Europäisierungsfrage möglich schien, wurden supplementäre empirische Aspekte in die Arbeit eingebunden. Im Kontext der allgemeinen EU-Regulierungspolitik im Fußball wurde beispielsweise die Debatte um die Vermarktungsrechte oder die Reform des internationalen Transfersystems einbezogen. Darüber hinaus wurden langfristige institutionelle Veränderungen innerhalb der Fußballorganisationsstruktur (FIFPro; G-14; ECA) analysiert und ausgewertet. Die Ergebnisse der Analyse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es kann keine Rede von einem umfassenden Europäisierungsprozess im europäischen Fußball sein. Dennoch lassen sich eine Reihe von Europäisierungseffekten nachweisen (Verhaltensänderungen, Anpassungsprozesse, veränderte Akteurskonkstellationen/neue Akteure etc.), welche in ihrem Stärkegrad sehr deutlich divergieren. Die Analyseergebnisse bieten eine gute Ausgangsbasis für weitere Untersuchungen in diesem Bereich. Zum Beispiel wäre es wünschenswert, verstärkt auf transnationale Europäisierungsprozesse (also Effekte außerhalb einer reinen „EU-isation“) einzugehen.

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