Stationäre Drogentherapie im Spiegel professioneller Arbeitskonzepte. Eine sozialpädagogische Fallstudie

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-33706
http://hdl.handle.net/10900/47585
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2008
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Erziehungswissenschaft
Gutachter: Thiersch, Hans Prof. Dr. Dres. h.c.
Tag der mündl. Prüfung: 2006-11-23
DDC-Klassifikation: 360 - Soziale Probleme, Sozialdienste, Versicherungen
Schlagworte: Drogentherapie , Drogenabhängigkeit , Qualitative Sozialforschung
Freie Schlagwörter: Lebensweltorientierung , Professionelles Handeln
Drug Abuse , Drug Therapy , Stationary drug treatment , Professional work in drug treatment , Reconstructive social research
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Im Mittelpunkt der Studie steht die stationäre Drogentherapie als ausstiegsorientierte Hilfe im Bereich illegaler Drogen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich darauf, die Drogentherapie aus der Perspektive der Professionellen – also in der Rekonstruktion ihrer Deutungs- und Handlungsmuster – kasuistisch zu erschließen und einen sozialpädagogischen Blick auf die professionellen Arbeitskonzepte zu werfen. Methodologisch steht die Arbeit in der Tradition rekonstruktiver Sozialforschung; sie orientiert sich an den Prämissen der Grounded Theory sowie am Konzept der sozialen Deutungsmuster und ist dem interpretativen Paradigma verpflichtet. Als Folie der empirischen Untersuchung dienen erstens die Entwicklungstendenzen der Drogenpolitik und der Drogenhilfe seit den 1970er Jahren, die nachvollzogen und interpretiert werden. Zweitens ist die empirische Untersuchung eingebettet in das Konzept der Lebensweltorientierung und das Bewältigungskonzept als sozialpädagogisch-theoretische Verortung. Vor deren Hintergrund wird erstens Drogengebrauch herausgearbeitet als Bewältigungskonstellation, die als spezifisches Deutungs- und Handlungsmuster der Konsumierenden subjektiv sinnhaft zu verstehen ist. Zweitens wird Drogentherapie gefasst als Alltagswelt und pädagogisch-therapeutisch inszenierter Lebensraum, der den Adressatinnen und Adressaten hilft, tragfähige Bewältigungsmuster auszubilden und zu stabilisieren. Neben den konzeptionell ausgewiesenen pädagogisch-therapeutischen Bausteinen als konkrete Arbeitszusammenhänge professionellen Handelns (Psychotherapie, Freizeittherapie und Arbeitstherapie) ist der gesamte Alltag in seiner Dimensionierung von Zeit, Raum und sozialen Bezügen in die Forschung einbezogen. Forschungsleitend für die Untersuchung ist die Frage, wie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen den Alltag Drogentherapie als pädagogisch-therapeutischen Lebensraum inszenieren, herstellen und gestalten, und zwar in seinen unterschiedlichen Lern-, Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Wie sie – weiter – darin den allgemeinen Auftrag, also das Ziel der Abstinenz und der beruflichen und sozialen Integration realisieren. Die empirische Basis der Forschungsarbeit bilden leitfadengestützte Experteninterviews mit vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Drogentherapieeinrichtung, und zwar einen Mitarbeiter aus der Arbeitstherapie, eine Mitarbeiterin aus der Freizeittherapie und einen Mitarbeiter sowie eine Mitarbeiterin aus der Psychotherapie. Die Auswertung der Interviews basiert auf hermeneutisch orientierten Verfahren. Der empirische Kern der Arbeit gliedert sich in drei wesentliche Bereiche: 1) Zunächst werden die je spezifischen Dimensionen professionellen Handelns in den konkreten Arbeitszusammenhängen der drei Bausteine (Arbeitstherapie, Freizeittherapie, Psychotherapie) in einer dichten Beschreibung rekonstruiert und dargelegt in Einzelfalldarstellungen. 2) Daran anknüpfend werden bausteinintern und -übergreifend problematische Felder identifiziert und als Spannungsfelder professionellen Handelns charakterisiert und interpretiert. 3) Diese Spannungsfelder bilden abschließend den Gegenstand reflektierender Betrachtungen vor dem Hintergrund der zu Beginn der Arbeit dargelegten theoretischen Bezüge (Drogenpolitik, Drogenhilfe, Lebensweltorientierung, Bewältigungskonzept). Die Ergebnisse zeigen, wie sich in den einzelnen Bausteinen der Arbeitstherapie, Freizeittherapie und Psychotherapie spezifische Schwerpunktsetzungen in differenzierten, fachlich anspruchsvollen Arbeitskonzepten professionellen Handelns entfalten. Insbesondere ein der Modernisierung der Drogenarbeit verpflichtetes differenz- und prozessorientiertes Problemverständnis ist darin aufgehoben. Dabei nimmt die Psychotherapie im Gesamtgefüge eine zentrale und dominante Stellung ein, was sie einerseits überfordert und andererseits zur tendenziellen Entwertung der anderen Arbeitsbereiche führt. Was die Alltagswelt Drogentherapie als Gesamtes anbelangt, so fühlen sich die Professionellen primär zuständig für die konkreten Arbeitsbereiche von Arbeits-, Freizeit- und Psychotherapie. Die Gestaltung des Alltags dazwischen sehen sie in der Verantwortung der AdressatInnen selbst, nehmen diese jedoch zugleich als überfordert wahr. Grundsätzlich zeigt sich, dass psychotherapeutisch orientiertes und pädagogisch orientiertes Handeln in einem schwierigen Verhältnis zueinander stehen.

Abstract:

The study focuses on stationary drug therapy for illegal drug users by reconstructing the perspective of professionals in this field. Methodologically, the study was conducted in the tradition of Reconstructive Social Research and Grounded Theory. The background of this empirical study are the developments of drug policies and drug treatment since the 70´s in Germany. Next to this description, the study is based on the theoretical background of “Lebenswelt” and Coping Concepts. Within this frame, drug use can be understood as a specific coping strategy that people use in order to deal with their specific living situation. Secondly, stationary drug therapy is seen as a pedagogical and therapeutical surrounding created in order to help patients in finding and stabilizing alternative patterns of coping. The research focuses not only on those therapeutic elements that are explicit in the concept (like psychotherapy, work therapy, etc.) but on the comprehensive setting, including time management, space, social relations, etc. The main focus of the research was the question of how professionals act in such a setting of various possibilities for learning, development and experience and how they manage to focus on the goals of abstinence and social integration. The study was conducted by interviewing four professional experts in an institution for stationary drug therapy (one person from each work and sport/leisure therapy, two persons from psychotherapy). As the results show the different elements of therapy (psychotherapy, work and sport/leisure therapy) show highly professional, differenciated emphases. This expresses a modern professional concept of drug treatment which is based on a problem understanding reflecting differences in needs as well as process orientation. Psychotherapy seems to have a leading role in this which on one hand means an overburdening of this professional dimension and on the other hand results in an underestimation of the other dimensions. Professionals tend to feel responsible mainly for their own dimension of drug treatment whereas the construction of other therapy relevant dimensions (like for instance social relations) seems to be left up to the patients themselves, who- in turn- are then considered overburdened with the task. In general, it may be concluded that psychotherapeutical and pedagogical professional acting show a biased relation towards each other.

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