Inhaltszusammenfassung:
Die Krise von 1900-1902 wird oft in der deutschen Geschichtsschreibung vernachlässigt, weil die achtzig Jahre zwischen 1870 und 1950 von zahlreichen Krisen gezeichnet wurden: die Gründerkrise nach 1873, die Inflationsjahre nach dem ersten Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise führten zu tieferen Einschnitten in die wirtschaftliche Entwicklung. Aber die Krise von 1900-1902 ist ökonomisch besonders interessant, weil sie gerade nicht hauptsächlich durch politische Ereignisse oder eine ganz ungewöhnliche wirtschaftspolitische Konstellation verursacht wurde.
Unser besonderes Interesse gilt der unterschiedlichen Krisenerfahrung von großen und kleinen Unternehmen und von neu gegründeten gegenüber älteren Unternehmen. Wir definieren dabei große Unternehmen als Firmen mit 100 und mehr Beschäftigten oder 150000 Mark Gewinn vor der Krise, die kleinen Unternehmen liegen jeweils darunter. Wir werden die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen, der Gewinne und des Überlebens für ausgewählte Stichproben messen.
Dabei verfahren wir nach folgender Gliederung: Nach einer kurzen Darstellung der Krise von 1900 bis 1902 diskutieren wir im Abschnitt 2 mögliche Faktoren, die einen Einfluß auf Beschäftigungs- und Gewinnentwicklung von großen und kleinen Firmen gehabt haben könnten. Abschnitt 3 beschreibt die verfügbaren Stichproben und Abschnitt 4 diskutiert verschiedene Methoden, entsprechende Indikatoren zu operationalisieren. Die folgenden drei Abschnitte analysieren den Einfluß der betrachteten Variablen auf Gewinne, Beschäftigung und Überleben.