Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, inwieweit die Transkriptionsfaktoren Pax7 und Pax3 als Homöoboxgene eine entscheidende Rolle in der Entwicklung spezifizierter Zellregionen im dorsalen Mittelhirn des Hühnerembryos spielen, indem sie fähig sind die Transkription der Zellzyklusgene der G1/S- Phase zu beeinflussen. Grundlegende entwicklungsbiologische Prozesse in der Embryonalentwicklung des Huhnes (Gallus gallus domesticus) lassen sich auf die der Säugetiere übertragen, weshalb in der vorliegenden Arbeit als Modellorganismus Hühnerembryonen verwendet wurden. Mittels der in ovo- Elektroporation verschiedener Plasmidkonstrukte, die entweder zu einer Überexpression von Pax7 oder Pax3 führten oder die Expression von Pax7 unterdrückten, konnten unterschiedliche Proteinkonzentrationen von Pax7 als auch von Pax3 im dorsalen und ventralen Mittelhirn erzielt werden. Die Auswirkungen der Konzentrationsunterschiede auf die Zellzyklusgene der G1/S-Phase im dorsalen und ventralen Mittelhirn wurden durch eine qualitative PCR- Analyse untersucht. Eine quantitative qRT-PCR-Analyse wurde speziell im dorsalen Mittelhirn durchgeführt.
Die qualitative PCR-Analyse im ventralen Mittelhirngewebe zeigte keinen eindeutigen Einfluss von Pax3 und Pax7 auf die Expression der untersuchten Gene und erfordert weitere Untersuchungen. Zusätzlich wurde während der PCR-Analyse im dorsalen Mittelhirn eine mögliche 65bp- kürzere Spleißvariante des Pax7- Gens detektiert. Welche Rolle diese Variante in der Spezifizierung und Proliferation neuronaler Subtypen spielt, muss in weiteren Untersuchungen analysiert werden. Die qualitative PCR-Analyse des dorsalen Mittelhirngewebes führte aufgrund inhomogener Expressionsmuster zum Ausschluss bestimmter Transkriptionsfaktoren aus der folgenden qRT-PCR-Analyse. Diese sensiblere Methodik präsentierte ein komplexes Interaktionsmuster von Pax3 und Pax7 im dorsalen Mittelhirn. Aufgrund unterschiedlicher hoher Transfektionseffizienzen der einzelnen Elektroporationen zeigte sich eine konzentrationsabhängige funktionelle Redundanz der beiden Pax- Gene ab einem bestimmten Schwellenwert. Pax7- und nicht Pax3- scheint einer negativen als auch positiven Autoregulation fähig zu sein und führte trotz Über- und Unterexpression zu ausgeglichenen Expressionsverhältnissen der Zellzyklusgene der G1/S-Phase.
Neuronale Vorläuferzellen des ZNS entscheiden während der G1- Phase des Zellzyklus, ob sie den Weg Richtung Proliferation oder Differenzierung einschlagen. In Hinblick auf kleinere Expressionsschwankungen am G1/S- Punkt müssen sie dabei ihren Expressionslevel der Transkriptionsfaktoren innerhalb ihrer Zellgrenzen stabilisieren und gleichzeitig auch dazu fähig sein auf die unterschiedliche Expression ihrer spezifischen Transkriptionsfaktoren zu reagieren. Diese schwellenwertspezifische funktionelle Redundanz der beiden Transkriptionsfaktoren als auch die positive und negative Autoregulation von Pax7 im dorsalen Mittelhirn des Hühnerembryos scheint den Zellstatus von Proliferation von Vorläuferzellen und dessen Eintritt in die Differenzierung noch genauer zu balancieren und dazu beizutragen, dass sich im dorsalen Mittelhirn geordnete regionalisierte neuronale Subtypen ausbilden können.