Dopaminstoffwechsel bei Abhängigkeitserkrankungen:eine serologische Verlaufsuntersuchung.Eigene Befunde und Literaturübersicht

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-51489
http://hdl.handle.net/10900/45729
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2010
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Gaertner, H. J. (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2007-11-06
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Dopamin , Homovanillinsäure , Dopaminstoffwechsel , Alkoholismus
Freie Schlagwörter: Alkoholabhängigkeit
Dopmine , Dopamine metabolism , Alcoholism , Homovanillin acid
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Ziel der vorliegenden Studie war es Hinweise zu finden, die für oder gegen die Dopamin-Defizit-Hypothese bei Alkoholabhängigkeit sprechen. Bei der Dopamin-Defizit-Hypothese wird davon ausgegangen, dass bei Alkoholabhängigen schon vor der Erkrankung eine dopaminerge Minderversorgung besteht und durch den Konsum von Alkohol kompensiert wird. Hypothetisch würde sich der Patient, mit Beendigung des Alkoholkonsums und mit dauerhafter Abstinenz, wieder seiner angenommenen hypodopaminergen Stoffwechsellage, die er bereits schon vor der Trinkphase hatte, annähern. Die Homovanillinsäure (HVA) im Plasma, ein Abbauprodukt des Dopamins, gilt als potentieller Indikator für die neuronale Dopaminaktivität. Mit Beendigung des Alkoholkonsums und mit dauerhafter Abstinenz müssten sich somit die individuellen HVA Werte, im Vergleich zum initialen Wert unter der Alkoholisierung, verringern und ab einem bestimmten Zeitpunkt auf einem niedrigen Niveau stabil bleiben. Einige Studien konnten einen solchen Verlauf nahe legen, allerdings wurde bisher noch keine Verlaufsuntersuchung der HVA-Konzentration im Plasma über den Zeitraum von drei Wochen hinaus durchgeführt. Um den weiteren Verlauf der HVA über diesen Zeitraum hinaus zu beobachten, führten wir eine insgesamt sechsmonatige Verlaufsuntersuchung durch. Innerhalb der ersten 35 Tage kam es bei den alkoholisierten Probanden zu einer Abnahme der HVA-Konzentration, allerdings zeigte sich bei dieser Gruppe, über den gesamten Untersuchungszeitraum von 6 Monaten hinweg, keinerlei Veränderungen mehr. Des Weiteren nahmen die HVA-Werte der schon länger Abstinenten im Verlauf zu. Würde schon im Vorfeld eine dopaminerge Minderversorgung bestehen, müssten die Werte bei den Probanden auf ein niedrigeres Niveau gegenüber der Alkoholisierung abfallen und dort mehr oder weniger konstant bleiben. Dies konnten wir in unserer Studie nicht zeigen. Die Dopamin-Defizit-Hypothese konnte somit durch diese Studie nicht bestätigt werden. Schon in vorigen Studien wurde versucht, die Rolle der HVA im Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit genauer zu untersuchen. Allerdings konnte bisher kein einheitlicher Konsens gefunden werden. Es gibt zahlreiche Studien, die sowohl für die Dopamin-Defizit-Hypothese sprechen, als auch dagegen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die HVA-Konzentration im Plasma vielen Einflussfaktoren, wie z.b. Ernährung, Stress, und körperliche Aktivität, unterliegt. Einer dieser bedeutenden Störfaktoren könnte der Einfluss des Nikotinkonsums darstellen. Die rauchenden Probanden hatten deutlich niedrigere HVA-Ausgangsniveaus als die Nichtraucher. Auch kam es bei ihnen in den ersten 35 Tagen zu einer Abnahme der morgendlichen HVA-Konzentration. Bei den Nichtrauchern verhielt es sich umgekehrt, sie hatten bis zu dreifach höhere HVA-Ausgangswerte als die Raucher. Diese Konstellation erschwert die Interpretation der Ergebnisse. Aber dennoch bleibt die Plasma-HVA-Konzentration ein zuverlässiger Indikator für die dopaminerge Aktivität im Gehirn. In folgenden Studien ist zu klären, ob die festgestellten erniedrigten HVA Werte bei den Rauchern als state- oder als trait-Marker zu werten sind. Hypothetisch könnte ebenfalls vermutet werden, dass bei Alkoholikern mit der Komorbidität der Tabakabhängigkeit ein deutlicheres Dopamindefizit besteht, das sich in den in dieser Studie erhobenen Werten wiederspiegelt. Zweifelsfrei spielt der Dopaminstoffwechsel eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Sucht. Dennoch kann alleine über das dopaminerge Belohnungssystem die Ätiologie der Alkoholabhängigkeit nicht ausreichend geklärt werden, es muss weiterhin von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen werden.

Abstract:

The aim of the present study was to find evidence that either supports or denies the alcoholism-based dopamine deficit hypothesis. The dopamine deficit hypothesis states that alcoholics exhibit a dopamine insufficiency even before getting addict to alcohol. By drinking alcohol, the patient tries to compensate for his/her dopamine deficit. Accordingly, when the patient discontinues alcohol abuse and remains abstinent, the dopamine insufficiency should reoccur. Homovanillin acid (HVA) in the blood plasm, which is a degradation product of dopamine, is widely seen as a potential indicator for the level of neuronal dopamine activity. When the patient discontinues alcohol abuse and remains abstinent, the individual HVA values should decrease and persistently remain on a lower level, compared to the initial level during alcohol abuse. Some preliminary studies support this view. But up to now, no study was published surveying the HVA concentration over more than a three weeks period. Consequently, we conducted a process analysis over six months. Within the first 35 days, the HVA concentration of the alcoholics declined. After this period, the level remained persistent over the time of the study. Furthermore, the HVA level of the abstinent patients increased significantly. But if there would have been a preceding dopamine insufficiency, the HVA concentration should have decreased to a lower level compared to the drinking phase. After that, the lower concentration should persist. Indeed, our study could not corroborate that notion. According to this, our study could not confirm the dopamine deficit hypothesis. To shed light into the role of HVA in connection with alcoholism also was a goal of several previous studies. However to date, no consent could be established. There exist studies that corroborate the dopamine deficit hypothesis, whereas there exist as many studies that show opposite results. A cause may be that many parameters influence the HVA concentration in the blood plasm, such as nutrition, stress, and physical exercise. Moreover, smoking could be an additional influencing factor of the HVA concentration. Our results showed that the smokers overall had a lower initial HVA concentration compared to non-smokers. Additionally, the smokers showed a significant decrease of the HVA concentration during the first 35 days. The non-smokers on the other hand, showed initial HVA levels that were up to three times higher. This may depict a bias that considerably complicates data analysis and interpretation. Nevertheless, HVA concentration in the blood plasm remains a valid indicator of dopamine activity in the brain. Future studies have to clarify whether low HVA levels of smokers work either as state- or trait-markers. Hypothetically spoken, the comorbidity of nicotine abuse with alcoholism may be coupled with a lower overall dopamine level, even compared to the low level of non-smoking alcoholics. That may explain our findings. Without a doubt, dopamine metabolism plays a crucial role in formation and retention of drug addiction. Though, the dopamine-based reward system bears no sufficient explanation for the etiology of alcohol addiction. Consequently, we have to consider multiple criteria that trigger or enforce drug addiction.

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