Zur Technik in Ludwig Binswangers ersten psychoanalytisch orientierten Behandlungen

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-28493
http://hdl.handle.net/10900/45023
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2007
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Hirschmüller, Albrecht
Tag der mündl. Prüfung: 2004-11-30
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Ludwig Binswanger , Bellevue , psychoanalytische Behandlungstechnik , Widerstand , Übertragung
Freie Schlagwörter: Ludwig Binswanger , Bellevue , psychoanalytische Behandlungstechnik , Widerstand , Übertragung
Ludwig Binswanger , Bellevue , psychoanalytic technique , resistance , transference
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Inhaltszusammenfassung:

Ludwig Binswanger jun. (1881-1966) war einer der frühen Schüler Freuds. Nach seiner Assistenzzeit unter Eugen Bleuler und Carl Gustav Jung in Zürich übernahm er im Jahre 1910 nach dem Tod seines Vaters die Leitung der psychiatrischen Privatklinik Bellevue in Kreuzlingen. Er war einer der wenigen, die psychoanalytische Behandlungen in einer stationären Behandlungseinrichtung versucht haben. Die psychoanalytische Technik befand sich damals noch im Experimentierstadium, und Freud selber wie auch seine frühen Schüler haben in dieser Pionierzeit die später kodifizierten Grundsätze der Technik durchaus flexibel gehandhabt. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Krankenunterlagen im Archiv der Klinik, das sich im Universitätsarchiv Tübingen befindet, das konkrete Vorgehen Binswangers in diesen ersten psychoanalytischen Behandlungen zu rekonstruieren. Die Analyse findet im klassischen Setting, im Liegen auf der Couch, statt. Zu Beginn der Behandlung wird eine Anamnese erhoben und ein Assoziationsexperiment durchgeführt. Die Patienten werden aufgefordert, ein Curriculum vitae zu schreiben und während der ganzen Behandlung Aufzeichnungen über ihre Träume und Wahrnehmungen von der Analyse zu führen. Diese Aufzeichnungen bringen die Patienten zur jeweiligen Analysestunde mit. Sie bilden den Ausgangspunkt der analytischen Gespräche. In seinen ersten psychoanalytischen Behandlungen verwendet Binswanger zunächst noch die Hypnose, von der er sich jedoch im weiteren Verlauf distanziert. Entsprechend der Entwicklung der Freudsche Schriften zu Theorie und Technik gilt Binswangers besonderes Interesse zunächst der Rekonstruktion der infantilen Sexualität, dann der Bearbeitung der Widerstände und Übertragungen. Das Thema Sexualität, insbesondere Homosexualität und Perversion, spielen eine besondere Rolle. Die Durchführung seiner psychoanalytischen Behandlungen in der familiären Atmosphäre des Bellevue bringt verwickelte, zum Teil massiv sexualisierte Übertragungskonstellationen mit sich. Es kann nicht verwundern, dass angesichts des fehlenden theoretischen Rüstzeugs und unzureichend ausgebildeter behandlungstechnischer Konzepte sowie angesichts der Tatsache, dass Binswanger nicht über eine analytische Selbsterfahrung im Sinne einer Lehranalyse verfügt hat, diese experimentellen psychoanalytischen Behandlungen an modernen Kriterien gemessen nur mäßig erfolgreich waren. Die in diesen Jahren gemachten Erfahrungen wurden aber prägend für Binswangers weiteres Verhältnis zur Psychoanalyse: Er blieb ein loyaler Anhänger Freuds, entfernte sich aber nach und nach von dessen theoretischen Konzeptionen und wandte sich mehr der philosophischen Grundlegung der Psychotherapie zu und begründete schließlich mit der „Daseinsanalyse“ eine eigene Schule.

Abstract:

Ludwig Binswanger jun. (1881-1966) was one of Freud's early adherents. He interned under Eugen Bleuler and Carl Gustav Jung in Zürich, and in 1910 after his father's death became medical director at Bellevue Sanatorium in Kreuzlingen. Binswanger was among the first to try practicing psychoanalysis as an inpatient treatment. The psychoanalytic technique of these pioneer times were still experimental and Freud himself as well as his early adherents handled the later codified principles quite flexibly. The aim of this thesis is to reconstruct Binswanger's first psychoanaytic treatments, using as source the patient records from the clinic archives which are located in the Archives of the University of Tübingen. The analysis is performed in a classical setting, the patient lying on a couch. It starts with taking the medical history and performing an association experiment. The patients are asked to write a curriculum vitae and to take notes about their dreams. These written notes are used as a starting point at the beginning of each session. In his first psychoanalytic treatments Binswanger still used hypnosis but later refrained from this method. According to the development of the Freudian writings on theory and technique Binswanger's special interests lie in the reconstruction of infantile sexuality and in processes of resistance and transference. Sexuality, especially homosexuality and perversion, plays a decisive role. Performing his psychoanalytic treatments in the familiar atmosphere of Bellevue implicates complex, sometimes massively sexualised transference constellations. In those days there was no sufficient theoretical framework and technical treatment concept to handle such tranferences. Concerning this and the fact that Binswanger had not undergone training analysis, it is not astonishing that these experimental psychoanalytic treatments were only moderatley successful. However, Binswanger's experiences in these years formed his further relation to psychoanalysis: He stayed a loyal follower even though he by degrees withdraw from Freud’s theoretical concepts. He rather turned to the philosophical founding of psychotherapy and finally established his own school called "existential analysis", "Daseinsanalyse".

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