Inhaltszusammenfassung:
Der C-Typ Lektin-ähnliche Rezeptor NKG2D stimuliert die Immunantwort durch die Aktivierung von NK-Zellen und die Kostimulation von CD8+-T-Zellen. NKG2D-Liganden (NKG2DL) sind die MHC Klasse I-ähnlichen, stress-induzierbaren Oberflächenglykoproteine MICA und MICB, die auf vielen epithelialen Tumoren exprimiert werden, und die ULBP, über die noch wenige Daten vorliegen.
In der vorliegenden Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass sowohl Leukämiezellen von Patienten als auch verschiedene Leukämiezelllinien MICA, MICB, ULBP1, ULBP2 und ULBP3 in unterschiedlichem Ausmaß exprimieren. Die mittels Durchflusszytometrie gewonnenen Daten zeigen auch, dass sich die Stärke der NKG2DL-Expression auf der Zelloberfläche verschiedener Leukämiezellen deutlich unterscheidet. Dabei findet man kein einheitliches NKG2DL-Muster bei einer bestimmten Tumorentität. In ELISA-Experimenten konnte für MICA und MICB gezeigt werden, dass sie bei hämatologischen Tumoren in humanem Serum in löslicher Form erhöht vorhanden sind. In Chromfreisetzungstests wurden Patientenleukämiezellen, die ausschließlich MICA exprimierten, durch NK-Zellen via NKG2D lysiert. Die Blockierung von MICA und/oder NKG2D mittels anti-MICA oder anti-NKG2D mAb führte zur kompletten Aufhebung der Lyse von Leukämiezellen.
Die hier vorgestellten Ergebnisse machen deutlich, dass auf der einen Seite bei Leukämien NKG2D-Liganden auf der Zelloberfläche exprimiert werden, unter denen MICA nachgewiesenermaßen als NKG2D-Agonist wirkt, während auf der anderen Seite Leukämien lösliches MICA/B freisetzen, was der NKG2D-vermittelten Aktivierung cytotoxischer Lymphozyten entgegen wirkt. Da MICA und MICB in löslicher Form im Serum detektiert wurden, stellt die Reduktion der MIC-Oberflächenexpression vermutlich einen Mechanismus für Leukämiezellen dar, um der Überwachung des Immunsystems zu entgehen. Über die Rolle der anderen MHC-Klasse I-ähnlichen Moleküle (ULBP 1-3) kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel gesagt werden.