Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund: Interventionelle Radiologen sind aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit über
längere Zeiträume hinweg niedrig dosierter ionisierender Strahlung ausgesetzt.
Entsprechend wird stetig versucht, die Exposition durch Schutzmaßnahmen weiter zu
reduzieren. Eine relativ späte Beachtung hat hierbei die Streustrahlung gefunden,
welche sich innerhalb des Patientenkörpers ausbreitet und dabei klassische
Strahlenschutzeinrichtungen „unterkriecht“. Diese Streustrahlung konnte zuletzt durch
Einbringen von Bleilappen auf dem Patientenkörper für viele interventionelle
Anwendungen signifikant reduziert werden. In der Neuroradiologie spielen diese Lappen
bislang keine Rolle, da man mit Blick auf den weiten Untersucherabstand von der
Kopfregion dem Phänomen des Unterkriechens wenig Bedeutung beigemessen hat.
Ziel: Unsere Arbeit wurde als prospektive, randomisierte, zweiarmige Studie angelegt.
Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit einer zusätzlichen femoralen Strahlenschutz
Abdeckung im Rahmen neuroradiologischer Eingriffe zu untersuchen.
Methodik: In die Studie wurden 55 Patienten mit klinischer Indikation für eine
mechanische Thrombektomie beim Schlaganfall eingeschlossen. Primärer Endpunkt der
Studie war die individuelle Strahlenexposition der Untersucher (Strahlendosis; µSv).
Diese wurde mittels eines tragbaren elektronischen aktiven Dosimeters im linken
Brustbereich gemessen. Die maximale Dosisleistung (µSv/h) am Untersucher wurde
ebenfalls durch das aktive Dosimeter erfasst. Die Fluoroskopiezeiten, die
Dosisflächenprodukte (µGym²) und die Luftkerma (mGy) wurden zusätzlich als
Kovariaten vergleichend untersucht. Die Messungen wurden in zwei Gruppen erfasst
und ausgewertet: einer Gruppe mit zusätzlicher femoraler Strahlenabschirmung (der
Bleigleichwert von 0,50 mm) und einer Vergleichsgruppe ohne femoralen Abschirmung.
Ergebnisse: Der Mittelwert der Strahlendosen am Untersucher in der Gruppe ohne
femorale Strahlenabschirmung war signifikant höher als in der Gruppe mit der femoralen
Strahlenschutz-Abdeckung (4,9 μSv versus 1,91 μSv, p = 0,0034). Die maximale
Dosisleistung wies einen noch signifikanteren Unterschied zwischen den beiden
Gruppen auf (429 μSv/h versus 127 μSv/h, p 0,0004). Die mittleren Strahlendosen vor
der Scheibe (p = 0,52), Dosisleistung vor der Scheibe (p = 0,26), Fluoroskopiezeiten (p
= 0,54), das Dosisflächenprodukt (p = 0,59), die Aufnahmezahl (p = 0,22) sowie die
Luftkerma (p = 0,39) waren in beiden Gruppen vergleichbar.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich mit prospektiv erhobenen Studiendaten
belegen, dass die Applikation eines zusätzlichen femoralen Bleilappens die
Strahlenexposition der Neurointerventionalisten signifikant reduziert. Demzufolge sollte
der Einsatz einer solchen Strahlenabschirmung bei möglichst allen neuroradiologischen
Verfahren angestrebt werden.
Abstract:
Background: Endovascular surgical neuroradiologists are exposed to long term
low dose occupational ionizing radiation. Consequently, continuous efforts are
made to further reduce exposure through protective measures. Relatively late
attention has been paid to scattered radiation, which spreads within the patient's
body and "creeps under" classic radiation protection devices. This scattered
radiation could recently be significantly reduced for many interventional
applications by inserting lead flaps on the patient's body. In neuroradiology, these
drapes have not played a role so far, as the phenomenon of creeping under has
been considered of little significance due to the large distance between the
examiner and the patient’s head region.
Objectives: Our study was designed as a prospective, randomized, two-arm
study. The aim was to investigate the effectiveness of additional femoral radiation
shielding during neuroradiological interventions.
Methods: The study was a prospective, randomized, two-arm study und included
55 patients with a clinical indication for an interventional neuroradiological
procedure. The primary endpoint of the study was the individual radiation
exposure of the examiners (radiation dose; μSv), measured by means of a
portable electronic dosimeter. The maximum dose rate (μSv/h) of the exposed,
the fluoroscopy times, the dose area products (μGym²) and the air kerma (mGy)
were also comparatively examined as covariances.
Results: The mean value of radiation doses of the examiners in the group without
femoral radiation shielding was significantly higher than in the group with femoral
shielding (4.9 µSv vs. 1.91 µSv, p = 0.0034). The maximum dose rate showed an
even more significant difference between the two groups (429 µSv/h vs. 127
µSv/h, p = 0.0004). The mean radiation dose in front of the protective screen (p
= 0.52), dose rate in front of the screen (p = 0.26), fluoroscopy times (p = 0.54),
dose area product (p = 0.59), exposures fluoroscopically (p = 0.22) and finally the
air kerma (p = 0.39) were comparable between both groups.
Conclusion: In summary, prospectively collected study data demonstrate that the
application of an additional femoral lead drape significantly reduces the radiation
exposure of neurointerventionalists. Consequently, the use of such radiation
shielding should be considered in all possible neuroradiological procedures.