Soziale Kommunikation durch emotionale Körpergerüche und ihre Rolle bei Autismus-Spektrum-Störungen

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/172334
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1723348
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1723348
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-113659
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-11-18
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Derntl, Birgit (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-10-06
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Autismus
Freie Schlagwörter: Olfaktorik
Körpergeruch
menschliche Chemosignale
Autism spectrum disorder
Autism
Body odor
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Menschen sind in der Lage, Informationen wie beispielsweise Emotionen durch Körpergerüche (KöG) zu übermitteln. Trotz der besonderen Bedeutung dieser chemosensorischen Signale für die soziale Kommunikation ist diesbezüglich bei Personen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) wenig bekannt. Bei Personen mit ASS sind nicht nur Defizite der sozialen Interaktion krankheitsdefinierend, sondern es werden auch sensorische Atypien im Bereich der Olfaktorik diskutiert. Deshalb soll in dieser Studie untersucht werden, ob Personen mit ASS Gerüche im Allgemeinen und speziell KöG anders wahrnehmen und unterscheiden können. Eine Besonderheit und Neuheit hierbei ist, dass KöG beider Geschlechter untersucht wurden. Dafür wurden zunächst 19 gesunden Teilnehmenden (davon zehn Frauen unter oraler Kontrazeption) negative, positive und neutrale Filmausschnitte gezeigt, während axillare Schweißproben (unter strengen Hygienevorschriften) gesammelt wurden. Die erfolgreiche Emotionsinduktion wurde sowohl mittels subjektiver Messmethoden als auch mittels Quantifizierung der Schweißbildung überprüft. Im zweiten Teil wurden diese Proben einer klinischen Gruppe (11 Personen mit ASS, davon zwei Frauen) und einer Kontrollgruppe (KG, 40 Teilnehmende, davon 22 Frauen) präsentiert. Durch die subjektiven Bewertungen (Intensität, Erregung, Annehmlichkeit und Vertrautheit) der Schweißproben sollten die Reaktionen auf die KöG von gleich- und gegengeschlechtlichen Individuen mit den Reaktionen auf neutrale, positive und negative nicht-soziale Gerüche (NsG) verglichen werden. Bei der Analyse der subjektiven Bewertungen zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Gruppe bei der Intensität und eine signifikante Interaktion zwischen Geruchstyp * Valenz * Gruppe bei der Intensität und Erregung. In den paarweisen Vergleichen wurde deutlich, dass die ASS-Gruppe alle Gerüche,sowohl KöG als auch NsG, signifikant intensiver als die KG wahrnahm. Die KöG wurden jedoch von der ASS-Gruppe signifikant weniger erregend eingeschätzt. Jedoch konnte die ASS-Gruppe die KöG im Gegensatz zur KG nicht von der Leerprobe hinsichtlich Intensität, Erregung, Vertrautheit und Annehmlichkeit unterscheiden. Von der KG wurde der negative KöG signifikant erregender als der neutrale KöG und die Leerprobe eingeschätzt, was die besondere Bedeutung des Angstgeruchs unterstreicht. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei Personen mit ASS KöG zu weniger emotionaler Erregung führt und dass Personen mit ASS Auffälligkeiten im Bereich der Körpergeruchswahrnehmung oder -verarbeitung aufweisen. Zur genaueren Untersuchung dieser Annahme sind weiterführende Studien mit größeren Stichproben notwendig, weshalb diese Ergebnisse als vorläufig zu betrachten sind.

Abstract:

Humans are able to transmit information such as emotions through body odors (BOs). Despite the particular importance of these chemosensory signals for social communication, little is known about this phenomenon in people with autism spectrum disorders (ASD). ASD is mostly known for its disease-defining deficits in social interaction, but differences in olfactory perception are also being discussed. Therefore, the aim of this study is to investigate whether people with ASD can perceive and distinguish odors in general and BOs in particular. A unique and innovative aspect of this study is that BOs of both genders were examined. We collected axillary sweat samples of 19 healthy participants (ten women, all on oral contraception) during a showing of negative, positive and neutral film clips (under strict hygiene regulations). Successful emotion induction was assessed through both subjective measurements and quantification of sweat production. In the second part of the study, these samples were presented to a clinical group (11 individuals with ASD, including two women) and a control group (CG, 40 participants, including 22 women). Subjective ratings (intensity, arousal, pleasantness and familiarity) of the sweat samples were used to compare the reactions to same-sex and opposite-sex BOs, as well as to neutral, positive and negative non-social odors (NsOs). The analysis of the subjective ratings revealed both a significant main group effect regarding intensity and a significant interaction odor type * valence * group regarding both intensity and arousal. Pairwise comparisons showed that the ASD group rated all odors, BOs and NsOs, significantly more intensely than the CG. However, the ASD group found BOs to be significantly less arousing. Unlike the CG, the ASD group was unable to differentiate between the BOs and the blank samples in terms of intensity, arousal, familiarity and pleasantness. The CG rated negative BOs as significantly more arousing than the neutral BOs and the blank samples, which highlights the special significance of the fear-related odor. These results suggest that in individuals with ASD, BOs lead to less emotional arousal and that individuals with ASD exhibit abnormalities in BO perception orprocessing. Further studies with larger samples are needed to investigate this hypothesis in more detail, which is why these results should be regarded as preliminary.

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