Transport von Insulin in den humanen Liquor

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/171738
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1717383
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1717383
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2027-10-13
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Heni, Martin (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-09-29
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

 
Die Dissertation ist gesperrt bis zum 13. Oktober 2027 !
 
Die Insulinwirkung im Gehirn spielt bei der Regulierung der Nahrungsaufnahme eine sehr wichtige Rolle. Insulin zeigt peripher eine anabole Wirkung während es im zentralen Nervensystem eine katabole Wirkung hat. Das Hormon kann Nahrungsmittelreize über eine negative Rückkopplungsschleife beeinflussen. Das bedeutet, dass Insulin ein Signal aus dem Körper ist, das durch seine Wirkung im Gehirn die Nahrungsaufnahme beendet. Passend hierzu zeigt eine Studie eine Fettleibigkeit von Mäusen, bei ausgeschalteter Insulinrezeptorsignalgebung. In Deutschland zeigt sich eine hohe Anzahl von übergewichtigen bis adipösen Menschen, die bereits eine periphere Insulinresistenz aufweisen. Das menschliche Gehirn reagiert dann häufig ebenfalls weniger sensibel auf Insulin. Ziel der Arbeit ist es die Reaktion des menschlichen Körpers bezüglich Insulin, C- Peptid und Glucose nicht nur im Blut, sondern auch im Liquor besser zu verstehen und die Studienlage soweit auszubauen, dass im Verlauf die Adipositasprävention und so auch im weiteren Sinne die Prävention des Diabetes mellitus als mögliche entstehende Pathologie weiter vorangetrieben werden kann. Die Studie teilte sich hierfür in drei Studienarme auf. Es wurden Messwerte während eines oralen Glucosetoleranztests, nach intranasaler Insulingabe und während circadianer Rhythmik mittels Blutentnahmen über eine periphere Venenverweilkanüle und Liquorentnahmen über eine einliegende Liquordauerdrainage erstellt. Im Anschluss erfolgte dann die Auswertung der Ergebnisse der Liquor- und Plasma-Proben bezüglich Insulin, C- Peptid und Glucose. So konnte bereits bestehendes Wissen über das Verhalten dieser Werte im Plasma nochmals bestätigt werden. Die Liquorproben ergaben jedoch neue Ergebnisse. Laut Born et al. aus dem Jahr 2002 hätte das Peptidhormon Insulin nach nasaler Insulingabe einen schnellen Anstieg zeigen und mindestens 80 min im menschlichen Liquor in erhöhter Konzentration nachweisbar sein müssen. Dies konnten wir in unserer Studie an einer anderen Patientenpopulation mit einer anderen Methodik so nicht reproduzieren. Im Gegenteil, es kam initial sogar zu einem Abfall des Insulins in den Liquorproben und anschließend zu keiner merklichen Erhöhung innerhalb von 240 min. Ein zusätzlicher Befund ist, dass der Quotient von Glucose aus Liquor und Plasma sich als deutlich schwankend erwiesen hat. Häufig wird dieser Quotient neben anderen Laborparametern jedoch bei der Diagnose einer Meningitis hinzugezogen und zeigt sich beispielweise bei einer bakteriellen Meningitis laut Literatur konstant bei <0,3. Die Miteinbeziehung des Quotienten von Glucose aus Liquor und Plasma sollte also möglicherweise in Abhängigkeit von der vorangegangenen Nahrungsaufnahme gesehen werden. Aufgrund der Coronapandemie konnten leider nur weniger Patienten als ursprünglich geplant untersucht werden. Die Ergebnisse liegen daher aus einer deutlich kleineren Probandenanzahl als zunächst geplant vor. Es bedarf daher eines Ausbaus der Studienarme bzw einer nachfolgenden Studie, um die Ergebnisse zu untermauern. Zudem zeigt sich die Probeentnahme aus der Liquordauerdrainage als erschwert, da die Peptide möglicherweise an der Oberflächeninnenseite des Plastikschlauchs haften könnten, was die Messungen vor allem bei wiederholten Abnahmen verfälschen könnte. Auch die vorangegangene neurochirurgische Operation könnte eine Veränderung der Messwerte durch veränderte Schrankenverhältnisse und Transportprozesse hervorrufen. Trotzdem kann man als zentrale Erkenntnis dieser Arbeit festhalten, dass es keinen Anhalt zur intracerebralen Insulinproduktion gibt und die Glucosewerte im Liquor weitaus mehr Schwankungen über den Tag unterliegen als bisher angenommen. Möglicherweise könnte dies zukünftig beispielsweise in der Meningitisdiagnostik berücksichtigt werden. Weiter zu erforschen bleiben unbedingt die Messparameter von Glucose, C-Peptid und Insulin aus Liquorproben in einer größeren Probandenzahl. Dabei sollten Alter und Geschlecht nicht außen vor bleiben und die mögliche Beeinflussung der Messparameter durch eine Abnahme per Liquordrainage aus Plastik ausgeschlossen werden. Zusammenfassend zeigt diese Arbeit, dass Insulintransport in das zentrale Nervensystem und Insulinwirkung im Gehirn komplexer ist als bisher angenommen. Diese Erkenntnisse tragen zum besseren Verständnis der zentralen Insulinwirkung bei und legen den Grundstein für zukünftige Studien, die letztendlich darauf abzielen, die Prävention von Adipositas und Diabetes durch gezielte Beeinflussung des Insulintransports ins Gehirn zu verbessern.
 

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