Komplementäre und Integrative Medizin an Universitätskliniken in Baden-Württemberg – Eine Befragung von Pflegenden, Ärzt:innen und anderen Berufsgruppen zu Einstellungen, Kenntnissen und Bedürfnissen

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/170901
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1709018
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-10-10
Originalveröffentlichung: Teile erschienen in: Hesmert D, Klocke C, Stolz R, Huber R, Samstag Y, Hübner K, Simmet T, Syrovets T, Joos S, Valentini J. Exploring the gap: attitudes, knowledge, and training needs in complementary and integrative medicine among healthcare professionals at German university hospitals. Front Med (Lausanne). 2024 May 9;11:1408653. doi: 10.3389/fmed.2024.1408653. PMID: 38784234; PMCID: PMC11111851.
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Joos, Stefanie (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-08-20
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Universitätsklinik , Pflegepersonal , Ärztin , Arzt , Hebamme , Physiotherapie , Komplementär , Umfrage , Medizin , Pflege , Krankenhaus , Naturheilkunde , Einstellung , Kenntnis , Bedürfnis
Freie Schlagwörter: Komplementärmedizin
Integrative Medizin
Complementary and integrative health
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

Einleitung: Unter Komplementärer und Integrativer Medizin (KIM) wird eine Integration von komplementärmedizinischen und naturheilkundlichen Therapieansätzen in die konventionelle Medizin verstanden, im Rahmen eines evidenzbasierten Ansatzes. Die Inanspruchnahme von KIM in der deutschen Bevölkerung ist hoch. Auch an Universitätskliniken in Baden-Württemberg wünschen sich Patient:innen Beratung zu KIM. Als mögliche Ansprechpersonen kommen insbesondere die Mitarbeitenden mit Patient:innenkontakt infrage. Bisherige Studien weisen auf ein Interesse an KIM bei Gesundheitspersonal, jedoch auf einen geringen Kenntnisstand hin. Ziel der Studie war es deshalb, im speziellen auf KIM im Setting der Universitätskliniken einzugehen und die Einstellungen, den Kenntnisstand und den Bedarf von Ärzt:innen, Pflegenden und anderen Mitarbeitenden zu untersuchen. Methodik: Ab Januar 2018 fand die explorative Querschnittserhebung mittels selbst entwickeltem Online-Fragebogen an den Universitätskliniken in BadenWürttemberg statt (Tübingen, Ulm, Freiburg, Heidelberg). Die Rekrutierung der Teilnehmenden erfolgte überwiegend über die E-Mailverteiler der Kliniken. Aufgrund der teils eingeschränkten Erreichbarkeit per E-Mail, wurde der Link auch vereinzelt in Papierform auf Stationen verteilt. Zudem wurde das Schneeballprinzip genutzt, um den Link in den Abteilungen zu verbreiten. Die technische Umsetzung des Fragebogens erfolgte mit dem System Unipark (Questback GmbH), die statistische Auswertung der Ergebnisse mit SPSS in der Version 29. Ergebnisse: Insgesamt n=2026 Mitarbeitende, darunter n=1196 Pflegende, n=567 Ärzt:innen, n=54 Physiotherapeut:innen, n=48 Psycholog:innen/- therapeut:innen, n=37 Hebammen und n=124 andere Mitarbeiter:innen mit Patient:innenkontakt nahmen an der Befragung teil. Der Rücklauf war nicht exakt ermittelbar und variierte am ehesten je nach Standort zwischen 5 und 14%. Insgesamt drückten die Befragten eine positive Haltung zu KIM aus (MW±SD: 7,43±2,33; 1 „sehr ablehnend“, 10 „sehr befürwortend“) und einen eher mittelmäßigen subjektiven Kenntnisstand (5,83±2,03; 1 „sehr schlecht“, 10 „sehr gut“). Fortbildungen zu KIM an Universitätskliniken hielten die meisten für wichtig (n=1764; 87,1% „stimme zu“/ „stimme eher zu“). Besonderes Fortbildungsinteresse bestand zu Akupunktur/Akupressur, Entspannungsverfahren, Manueller Medizin und äußerlichen Anwendungen. Mehr als zwei Drittel der Befragten sahen eine Beratung zu KIM (n=1601; 79,0% „stimme zu“/ „stimme eher zu“), die Versorgung von Patient:innen mit KIM (1408; 69,5%) und Forschung zu KIM (1763; 87,0%) als Aufgaben einer Universitätsklinik an. In der Beratung von Patient:innen zu KIM fühlten sich jedoch weniger als ein Drittel (28,5%) kompetent. KIM wurde in der Patient:innenversorgung von 41,7% der Befragten genutzt, 42,4% stimmten zu oder eher zu, oft von Patient:innen zu KIM gefragt zu werden. Diskussion: In der ersten multizentrischen Befragung zu KIM an Universitätskliniken in Baden-Württemberg konnte die befürwortende Einstellung zu KIM bei Pflegenden, Ärzt:innen und anderen Professionellen, die aus anderen Befragungen bekannt ist, unterstrichen werden. Es bestätigte sich auch das geringe Kompetenzgefühl und der hohe Bedarf an Fortbildungen bei einem bisher geringen Stellenwert in der Aus-/Weiter- und Fortbildung. Neu war, dass insbesondere Forschung zu KIM an Universitätsklinken von fast allen Professionellen als wichtig angesehen wurde. Die aus Vorstudien zum Teil bekannten Unterschiede der Berufsgruppen (wie die starke Befürwortung von Hebammen) zeigten sich auch an den Universitätskliniken. Bezüglich der Einschätzung der Verfahren gab es vereinzelt Unterschiede; überwiegend sprachen sich die Mitarbeitenden an Universitätskliniken für KIM Verfahren aus, für die auch die externe Evidenz positive Ergebnisse zeigt. Schlussfolgerung: Die Studie hebt die Anwendung von KIM im universitären Kontext und das Interesse der Mitarbeitenden hervor. Zur Verbesserung der Versorgung von Patient:innen ist es daher wichtig, dass das Personal an Universitätskliniken über angemessene Kenntnisse verfügt. Hierfür sollten weit verbreitete KIM Verfahren unter Berücksichtigung ihrer Evidenzbasis sowie Kommunikationskompetenzen spezifisch für diesen Bereich in Curricula und Fortbildungen berücksichtigt werden.

Das Dokument erscheint in: