Inhaltszusammenfassung:
Bei der Spinocerebellären Ataxie Typ 3 (SCA3) handelt es sich um eine seltene neurodegenerative Erkrankung, die autosomal dominant vererbt wird. Sie wird ausgelöst durch die Expansion eines CAG-Repeats im ATXN3-Gen, wodurch es zu einer Expansion eines Polyglutamintrakts im korrespondierenden Ataxin-3-Protein kommt. Der genaue Pathomechanismus ist aktuell noch Gegenstand weiterer Forschung. Klinisch geht die SCA3 einher mit einer Varianz an neurologischen Symptomen, insbesondere einer progredienten Ataxie.
Bisher existiert keine kurative Therapieoption für die SCA3; bisherige Therapieansätze konzentrieren sich auf eine Linderung der Symptome und den Versuch, den Krankheitsprogress zu verringern. Aufgrund des progredienten Verlaufs mit einer hohen Einschränkung der Lebensqualität und einer Verkürzung der Lebenserwartung ist eine kurative Therapie weiterhin Ziel der aktuellen Forschung. Hierfür sind adäquate, präzise und objektive Biomarker erforderlich, um eine Überwachung des Krankheitsverlaufs und -fortschreitens und damit eine Beurteilung einer möglichen Therapiewirksamkeit zu ermöglichen. In bisherigen klinischen Forschungsreihen wurden hierfür zum Beispiel klinische Scores wie der SARA-Score verwendet. Dieser ist allerdings tagesformabhängig und benötigt, wenn er als Endpunkt einer Studie verwendet wird, eine hohe Anzahl an Teilnehmern, um ein signifikantes Ergebnis zu erzielen, was aufgrund der Seltenheit der zugrunde liegenden Erkrankung ein Problem im Studiendesign und der -durchführung darstellt.
Es wird daher nach alternativen Biomarkern für die SCA3 gesucht. Hierfür ist bereits seit längerem die in mononukleären Zellen des peripheren Bluts (peripheral blood mononuclear cells, PBMCs) gemessene Ataxin-3-Konzentration im Gespräch. Für diese existiert ein etablierter TR-FRET-Immunoassay, eine hochsensitive Methode zur Bestimmung der Menge spezifischer Proteine mittels Anregung und Messung von Fluoreszenzsignalen, der auch im Rahmen dieser Arbeit verwendet wurde. Verwendet wurden PBMC- und DNA-Proben aus zwei bereits beschriebenen SCA3-Kohorten: Eine wurde im Rahmen des ESMI-Projekts innerhalb von Europa rekrutiert, die zweite im Rahmen der BIGPRO-Studie in
Brasilien.