Evaluation einer Riechstörung bei Dystonie

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/169517
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1695174
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-08-26
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Weiß, Daniel (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-04-29
DDC-Klassifikation: 500 - Naturwissenschaften
610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Geruchsstörung , Dystonie , Basalganglien , Krankheit , Neurologie
Freie Schlagwörter: Basalganglienerkrankung
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das Ziel dieser Arbeit war es zu evaluieren, ob Patienten, die an einer Dystonie erkrankt sind, häufiger an einer Riechstörung leiden als die Allgemeinbevölkerung. Die Frage ist vor allem vor dem Hintergrund interessant, da dieselben zerebralen Strukturen (Basalganglien, Kleinhirn, Teile des Thalamus und des sensomotorischen Kortex) für die Verarbeitung olfaktorischer Reize und pathophysiologisch für die Entstehung einer Dystonie verantwortlich sind. Dieser potenzielle Zusammenhang soll insbesondere deshalb ergründet werden, da für andere Basalganglienerkrankungen wie das idiopathische Parkinson Syndrom und die Lewy-Body-Demenz eine evidente Riechstörung ein klinisch wichtiges nicht-motorisches Symptom ist. In dieser Arbeit wurde im Speziellem eruiert, ob alle Patienten, die an einer Dystonie litten, oder nur solche, die an einer spezifischen Variante (zervikale Dystonie, Blepharospasmus, Schreibkrampf, Meige-Syndrom, andere segmentale Dystonien, multifokale Dystonien) erkrankt waren, eine erhöhte Prävalenz für eine Riechstörung aufwiesen. Hierfür wurden im Rahmen einer kontrollierten, prospektiven Studie 133 Patienten rekrutiert. 117 Patienten waren an einer Variante der Dystonie erkrankt, weshalb sie zum einem als Gruppe A zusammengefasst und zum anderen je nach Variante nochmals einzeln ausgewertet wurden. 73 Patienten hatten eine zervikale Dystonie, 17 einen Blepharospasmus, 11 ein Meige Syndrom, 14 eine andere segmentale Dystonie, sowie jeweils ein Patient einen Schreibkrampf und einer eine multifokale Dystonie. Als Kontrollgruppe B konnten 28 Patienten mit Hemispasmus fazialis und ein weiterer Patient mit fazialen Synkinesien eingeschlossen werden. Bei allen 133 Patienten wurde eine Testung der Geruchsidentifikation, Geruchswahrnehmungsschwelle sowie Geruchsdiskrimination anhand von Sniffin Sticks durchgeführt. Bei 109 Teilnehmern konnte daraus der TDI-Score (threshold-discriminationidentification) errechnet und ausgewertet werden. Dazu wurden 105 gesunde Kontrollpersonen aus der Datenbank der Bewegungsambulanz, Abteilung molekulare Neurologie, des Uniklinikums Erlangen als zusätzliche Kontrollgruppe C zur Beurteilung der Geruchsidentifikation einbezogen. Zwischen allen drei Geruchstestungen zeigten sich weder zwischen den Gruppen- noch Subgruppenanalysen der einzelnen Dystonievarianten signifikante Unterschiede. Bei Auswertung der Daten nach den alters- und geschlechtsunabhängigen TDI-Scores, hatten 42,2% aller Patienten mit Dystonie eine Riechstörung. Entsprechend den vorherigen Studien zeigten 47,1 % der Patienten mit zervikaler Dystonie nach der altersunabhängigen TDI-Auswertung eine Störung des Geruchsinns (Marek et al., 2018; Herr et al., 2020). Auch segmentale Dystonien, die nicht dem Meige-Syndrom entsprachen, hatten in 46,2% eine altersunabhängige Riechstörung. Die gewählte Kontrollgruppe B wies nach den gleichen Auswertungskriterien ebenfalls in 34,5% eine Riechstörung auf, sodass die erhöhte Prävalenz für Riechstörungen bei der Gesamtheit der Dystoniepatienten in dieser Arbeit nicht signifikant erhöht war. Gleiches galt bei der Beurteilung der jeweiligen Dystonievariante, wie beispielsweise der zervikalen Dystonie im Vergleich zum Hemispasmus fazialis. Es fiel auf, dass vor allem männliche Patienten nach den Kriterien des altersunabhängigen TDIs gehäuft eine Geruchstörung auswiesen. Weder in der BoNT-Therapiedauer, dem Vorhandensein von Tremor, in der Familienanamnese, den Begleiterkrankungen, der Medikation noch der Responsivität auf Alkohol unterschieden sich die Patienten mit einer Geruchsstörung von den Patienten ohne Riechstörung. Wurde der Datensatz nach den Kriterien des alters- und geschlechtsabhängigen TDI-Scores auf Grundlage der Daten von Hummel et al. analysiert, erfüllten 14 von 138 Patienten die Kriterien für eine Riechstörung. Zehn hatten eine Dystonie, acht davon eine zervikale Dystonie. Somit hatten 9% der Gruppe mit Dystonie, und im Speziellen 11,8% der Patienten mit zervikaler Dystonie eine altersabhängige Riechstörung. Dies entsprach ca. der Prävalenz von Riechstörungen in der Allgemeinbevölkerung. Nach der alters- und geschlechtsspezifischen Auswertung war die Störung des Geruchsinnes bei keinem der Geschlechter häufiger. In keiner Gruppe, Subgruppe oder Diagnose zeigte sich eine signifikante Häufung einer Anosmie. Die signifikante Beeinträchtigung des Riechens aufgrund des fortgeschrittenen Alters konnte in dieser Studie erneut belegt werden. Zusammenfassend zeigte sich, je nach angewandter Auswertungsmethode, eine unterschiedliche Prävalenz für eine Riechstörung bei Patienten mit Dystonie. Nach der in dieser Arbeit bevorzugten Auswertungsmethode der altersgruppen- und geschlechtsangepassten Normwerte von Hummel et al. ist von keiner krankheitsspezifischen Riechstörung bei Dystonie auszugehen

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