Risikofaktoren der Anschlussdegeneration nach dorsaler Fusion der Wirbelsäule

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/169046
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1690463
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-110373
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-08-15
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Zahnmedizin
Gutachter: Walter, Christian (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-07-15
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Orthopädie
Anschlussdegeneration
Lendenwirbelsäule
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

Die Anschlussdegeneration ist eine bereits bekannte und schwerwiegende degenerative Veränderung an den beweglichen Anschlusssegmenten, welche vermehrt nach dorsaler Fusion der Lendenwirbelsäule zu beobachten ist. Vorherige Forschungsergebnisse diverser Studien konnten bereits eine Reihe von Risikofaktoren für das Entstehen einer Anschlussdegeneration identifizieren. Das Ziel dieser Studie ist es, bei Patienten, welche eine Anschlussspondylodese erhalten haben, demographische, radiologische und operative Einflussfaktoren zu untersuchen, welche einen prädiktiven Wert für die zeitliche Entwicklung einer Anschlussdegeneration besitzen. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Analyse der sagittalen Imbalance und auf die intra- und postoperative Änderung des sagittalen Wirbelsäulenprofils gelegt. Schlussfolgernd sollen die Ergebnisse dieser Arbeit dazu beitragen, das Risiko der Entstehung einer Anschlussdegeneration zu senken, respektive den Zeitraum bis zur Entwicklung dieser postoperativen, degenerativen Komplikation in den Anschlusssegmenten nach Möglichkeit auszudehnen. Die Arbeitshypothese dieser Arbeit lautet: Entscheidende positive Risikofaktoren für die Entstehung einer Anschlussdegeneration sind das Alter, BMI/Körpergewicht sowie das Geschlecht der Patienten. Zudem nimmt die intraoperative Gestaltung des sagittalen Profils Einfluss auf die Zeitspanne zwischen Fusionsoperation und Revisionseingriff. Insgesamt wurden n=72 Patienten und Patientinnen in die vorliegende, retrospektive Studie aufgenommen, welche in der Universitätsklinik für Orthopädie in Tübingen zwischen 2003 und 2018 (Initialeingriff) behandelt wurden. Es wurden ausschließlich Patienten ausgewählt, bei denen mindestens zwei Eingriffe durchgeführt wurden: Eine initiale dorsale Fusion der Lendenwirbelsäule und mindestens ein Revisionseingriff, welcher zu einer Verlängerung der bereits zuvor fusionierten Strecke führte. Zudem wurden in der Studie nur Patienten berücksichtigt, bei welchen degenerative Veränderungen der Anschlusssegmente ursächlich für den Revisionseingriff waren. Für diese Patienten wurde mittels Microsoft Excel ein Datensatz angelegt und personenbezogene Informationen wie Geburtsdatum, Geschlecht, Größe, Gewicht und BMI erfasst. Außerdem wurde anhand der Daten der Zeitraum zwischen Initial- und Revisionseingriff bestimmt. Anschließend wurden pro Patient jeweils 3 konventionelle Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule in der Sagittalen, mithilfe eines zuvor erstellten Auswertungsskriptes, vermessen. Hierbei handelte es sich um Aufnahmen von vor dem Initialeingriff, unmittelbar nach dem Initialeingriff und kurz vor dem Revisionseingriff. Das Ziel hierbei war es, die degenerativen Veränderungen, welche zwischen Initial- und Revisionseingriff entstanden sind, zu erfassen und das sagittale Wirbelsäulenprofil zu beurteilen. In der Analyse der demographischen Faktoren korrelierte das Alter signifikant negativ mit der Zeitspanne zwischen den Eingriffen (r=-0,26; p=0,03). Es zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung einer Anschlussdegeneration und dem Geschlecht oder dem BMI der Patienten. Bemerkenswert war jedoch, dass 72,2% der Patienten (n=52) weiblich waren und 70,83% (n=51) Übergewicht oder leichtes Übergewicht aufwiesen. Bei den präoperativen Faktoren zeigte sich eine signifikante positive Korrelation für den Faktor der lumbalen Lordose (r=0,31; p=0,011). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine größere präoperative lumbale Lordose mit einer längeren Zeitspanne zwischen den beiden Eingriffen einhergeht. Bezogen auf die postoperativen Faktoren zeigte sich ebenfalls eine signifikant positive Korrelation zwischen der intraoperativen Zunahme der lumbalen Lordose mit der Zeitspanne zwischen den Eingriffen (r=0,43; p<0,001). Patienten mit normwertiger postoperativer Differenz zwischen ‚Pelvic Incidence‘ und lumbaler Lordose (±10°) zeigten zudem eine längere Zeitspanne (M=68,1 Monate) zwischen Initial- und Revisionseingriff als Patienten mit nicht- normwertiger lumbaler Lordose (M=48,7 Monate; t(70)=2,07; p=0,04). Anhand dieser Ergebnisse lässt sich die zuvor gestellte Arbeitshypothese nur teilweise bestätigen. Während das Geschlecht und Gewicht/BMI der Patienten die zeitliche Entwicklung einer Anschlussdegeneration nicht bedingen, sind das Alter und vor allem die intraoperative Gestaltung des sagittalen Profils der Lendenwirbelsäule von entscheidender Bedeutung. 62 Unseres Wissens ist die vorliegende Arbeit, die erste Studie, die ausschließlich Patienten nach Anschlussspondylodese bei Anschlussdegeneration einschließt, um potentiell prädiktive Faktoren für die zeitliche Entwicklung einer Anschlussdegeneration zu identifizieren. Innerhalb dieses Patientenkollektivs war die sagittale Balance von hoher Bedeutsamkeit. Eine größere lumbale Lordose vor dem initialen Eingriff ging mit einer verlängerten Zeitspanne bis zum Revisionseingriff einher. Dementsprechend wiesen Patienten mit einer früh einsetzenden Anschlussdegeneration bereits vor der initialen Operation eine reduzierte lumbale Lordose auf. Zusätzlich korreliert eine operationsbedingte Zunahme der lumbalen Lordose mit einer Zunahme der Zeitspanne bis zum Revisionseingriff. Zusammenfassend sollte bei posterioren lumbalen Fusionen versucht werden, die lumbale Lordose zu vergrößern. Kann durch den Eingriff eine physiologische Lordose erreicht werden, verlängert sich die Zeitspanne bis zum Revisionseingriff.

Das Dokument erscheint in: