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Für das intrahepatische Cholangiokarzinom (iCCA), einen tödlichen Tumor mit
steigender Inzidenz, bestehen derzeit nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten.
In Studien wurden jedoch FGFR2 Fusionsgene, die bei bis zu 16 % der iCCA
Patient*innen vorkommen, als ein vielversprechendes neues therapeutisches
Ziel identifiziert. Drei selektiv am FGFR-angreifende Tyrosinkinaseinhibitoren
(TKIs) (Pemigatinib, Infigratinib und Futibatinib) sind bei Patient*innen mit iCCA
und FGFR2 Veränderung bereits zugelassen worden. Aufgrund der Entwicklung
von Resistenzen gegen diese TKIs ist ein dauerhaftes Ansprechen jedoch nur
selten zu beobachten.
Derartige FGFR2 Fusionsgene, darunter das bisher unbekannte FGFR2-
AHCYL2 Fusionsgen, wurden auch bei Patient*innen des Molekularen Tu-
morboards (MTB) des Universitätsklinikums Tübingen identifiziert. Diese wurden
daraufhin unter anderem mit verschiedenen FGFR-wirksamen TKIs behandelt.
Das anfängliche Ziel dieser Studie war die Analyse des klinischen Verlaufs einer
Kohorte von Patient*innen des MTB mit FGFR2-bedingtem iCCA.
Um weitere Erkenntnisse über das maligne Potenzial der entdeckten FGFR2 Fu-
sionsgene, insbesondere der neu entdeckten FGFR2-AHCYL2 Fusion, und die
Wirksamkeit verschiedener am FGFR-angreifenden TKIs zu gewinnen, wurde
mithilfe von NIH/3T3 Zellen ein Zellmodell erzeugt und untersucht, das die pati-
ent*innenspezifischen FGFR2 Fusionen enthält. Weiterhin wurden FGFR2 Fusi-
onsgen-exprimierende Zelllinien generiert, die zusätzlich Punktmutationen der
Kinase Region des FGFR2 enthalten, welche aktuellen Studien zufolge zu einer
Resistenz gegenüber FGFR selektiven TKIs führt.
Die Analyse der klinischen Verläufe der Patient*innen zeigte ein geringes An-
sprechen auf die Standardchemotherapie mit Gemcitabine/Cisplatin. Weiterhin
erwiesen sich nicht alle TKIs mit FGFR-Aktivität als wirksam. Die Therapie mit
dem unselektiven TKI Lenvatinib führte jedoch zu bedeutsamen klinischen Wir-
kungen in der untersuchten Patient*innenkohorte.
Es konnten erfolgreich Zelllinien generiert werden, die die patient*innenanalogen
Fusionsgene FGFR2-SH3GLB1, FGFR2-AHCYL2 und das am häufigsten vorkommende Fusionsgen FGFR2-BICC1 stabil exprimieren. In nachfolgenden
Assays konnte für diese Zelllinien eine vermehrte Phosphorylierung der nachge-
schalteten FGFR-Signalproteine, eine vermehrte Proliferation und ein veranke-
rungsunabhängiges Wachstum nachgewiesen werden. In zellbasierten Untersu-
chungen zur Wirkung der TKIs, zeigten sowohl die selektiven TKIs Infigratinib
und Futibatinib als auch die Multikinase Inhibitoren mit FGFR Aktivität Ponatinib
und Lenvatinib eine gute Wirksamkeit bezüglich der Proliferationshemmung. Hin-
gegen blieb das Chemotherapeutikum Gemcitabine in diesen Versuchen unwirk-
sam. Die durchgeführten Western Blot Analysen wiesen auf eine unterschiedli-
che Beeinflussung nachgeschalteter FGFR-Signalwege zwischen selektiven und
unselektiven TKIs hin. Das Vorliegen einer zusätzlichen Punktmutation p.V564F
oder p.E565A in der Kinase Region von FGFR2-AHCYL2-tragenden Zelllinien
führte zu einer deutlichen Wirkabschwächung von Infigratinib und in geringerem
Maße von Futibatinib, während die Wirksamkeit der nicht-selektiven TKIs Pona-
tinib und Lenvatinib erhalten blieb. Diese Beobachtung könnte für Patient*innen
wichtig sein, die während der Therapie mit FGFR-selektiven TKIs Resistenzmu-
tationen entwickeln.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass das neu entdeckte Fusi-
onsgen FGFR2-AHCYL2 in unserem in vitro Modell vergleichbare onkogene Ei-
genschaften aufweist wie zuvor beschriebene Fusionen. Darüber hinaus zeigte
der nicht-selektive TKI Lenvatinib in vitro und bei Patient*innen eine bedeutsame
antitumorale Wirksamkeit, im entwickelten Zellmodell sogar bei Vorliegen einer
resistenzvermittelnden Punktmutation. Auf Grundlage dieser Arbeit sollten wei-
terführende klinische Studien durchgeführt werden, um tiefere Erkenntnisse be-
züglich der Rolle von FGFR selektiven und nicht-selektiven TKIs bei FGFR-be-
dingtem iCCA zu bekommen. |
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