Stellenwert einer Bestimmung von Ethylglucuronid im Urin in der Nachsorge von Patienten nach Lebertransplantation

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/162779
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1627795
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-03-03
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Berg, Christoph P. (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-02-13
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Alkohol , Leber , Transplantation
Freie Schlagwörter: Ethylglucuronid
uEtG
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Alkoholkonsum nach einer Lebertransplantation (LTx) kann sich nachteilig auf die Gesundheit und das Überleben von Patienten sowie auf Spenderorgane auswirken. Für Patienten mit einer alkoholischen Lebererkrankung (ALD) wird als Voraussetzung für eine Aufnahme auf die Warteliste zur LTx ein mindestens sechsmonatiger Abstinenznachweis gefordert. Für die Situation nach einer erfolgten LTx gibt es allerdings bislang kein etabliertes oder strukturiertes Vorgehen hinsichtlich der Überwachung und gegebenenfalls des Managements eines erneuten Alkoholkonsums. Um den Risikofaktor Alkohol auch in der Nachsorge zu berücksichtigen und gegebenenfalls eine frühe Intervention zu ermöglichen, wurde im April 2017 am Universitätsklinikum Tübingen ein Screening auf Ethylglucuronid im Urin (uEtG) für ambulante Nachsorge-Termine nach LTx eingeführt. Dieser Ethanol-Metabolit ermöglicht den Nachweis von Alkoholkonsum für einen verlängerten Zeitraum von bis zu 80 Stunden nach erfolgtem Konsum. Das Screening wurde bei allen Patienten nach LTx durchgeführt, die sich im Transplantationszentrum zur ambulanten Nachsorge vorstellten. Somit wurden nicht nur Patienten mit ALD, sondern jeder Patient, unabhängig von der Grunderkrankung, die zur LTx führte, eingeschlossen. Ziel dieser Untersuchung war es, die klinische Relevanz des uEtG-Screenings bei Patienten nach LTx zu evaluieren. Dazu wurden klinische und laborchemische Daten von 362 Patienten, die sich zwischen April 2017 und Juli 2018 zur ambulanten LTx-Nachsorge an unserem Zentrum vorstellten, retrospektiv erfasst und ausgewertet. Insgesamt wiesen 48 Patienten (13 %) ein positives uEtG auf. Dabei wurden in der Kohorte von Patienten mit ALD in der Vorgeschichte signifikant häufiger uEtG-positive Nachweise nach LTx gefunden, verglichen mit jeder anderen singulären Ätiologie einer Lebererkrankung vor LTx. Allerdings entfielen die Mehrzahl der positiven uEtG-Tests, nämlich zwei Drittel, auf Patienten ohne Hinweis auf eine ALD vor LTx. Für folgende Parameter ließ sich eine positive Korrelation mit dem Nachweis von uEtG finden: männliches Geschlecht, Steatosis hepatis, Body-Mass-Index (BMI), längere Zeit seit LTx, erhöhte γ-Glutamyltransferase (GGT) und erhöhtes mittleres korpuskuläres Volumen (MCV). Ebenso bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer auffälligen Alkoholkonsum-Anamnese und dem Nachweis von uEtG, was den Stellenwert der Anamnese für diese Problematik als einfache und vergleichsweise „kostengünstige“ Methode unterstreicht. Um die uEtG-Bestimmung künftig gezielter und somit kosteneffizienter einsetzen zu können, wurde ein Risikoscore entwickelt. Dieser Risikoscore mit einer Spezifität von 95 % und einem negativen prädiktiven Vorhersagewert von 0,95 eignet sich sehr gut, um ein großes Kollektiv vorab zu prüfen, damit die uEtG-Bestimmung gezielter eingesetzt werden kann. Im Follow-up der Patienten ein Jahr nach dem ersten Termin war nur noch bei 8 % der Patienten ein erhöhtes uEtG nachweisbar. Dies kann als erster Hinweis verstanden werden, dass sich ein systematisches Thematisieren von Alkoholkonsum lohnt. Auch in der Validierung anhand der Follow-up-Daten ergab der Follow-up-Daten ergab der Risikoscore gute Vorhersagewerte. Zusammenfassend konnten mit dem breiten uEtG-Screening bei einem beträchtlichen Teil der Patienten nach LTx Hinweise für Alkoholkonsum gefunden werden. Durch die damit eröffnete Möglichkeit zu einer frühzeitigen Intervention mit differenzierter Aufarbeitung der Alkoholkonsum-Anamnese und gegebenenfalls weiterführender suchtmedizinischer Betreuung könnten so frühzeitiger Patienten mit schädlichem Alkoholgebrauch detektiert und gezielten Maßnahmen zugeführt werden. Dies kann für diese Patienten in einem signifikant verbesserten Organ- und Gesamtüberleben resultieren.

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