Inhaltszusammenfassung:
Der Androgenrezeptor (AR) hat eine große Bedeutung für das Tumorwachstum des Prostatakarzinoms, die durch die Wirksamkeit der antiandrogenen Therapie und der beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom später vorhandenen eigenständigen Steroidhormonproduktion der Tumorzellen bzw. Mutation des AR unterstrichen wird. Gleichzeitig spielen Veränderungen des Glukosemetabolismus beim Prostatakarzi-nom eine wichtige Rolle für die Biologie des Tumors.
In dieser vorliegenden Arbeit sollte die Expression und Aktivität des Androgenrezep-tors und dessen Einfluss auf Metabolismus-assoziierte Gene untersucht werden.
Hierzu wurden in Prostatakarzinomproben von 102 Patienten die Genexpression des AR sowie die Expression der AR-regulierten Gene KLK2 und TMPRSS2 untersucht und mit der Genexpression von Regulatoren des Glukosemetabolismus (SLC2A1, SLC16A3 und LDHA) korreliert. Die Genexpression dieser Parameter wurde nach
Genextraktion aus asserviertem Kryo-Frischgewebe mittels qPCR erfasst. Die erhal-tenen Daten wurden mit klinischen Patientendaten und untereinander korreliert. Zur Validierung der eigenexperimentellen Ergebnisse wurden diese mit Daten der TCGA-Datenbank verglichen, um auch mögliche seltenere statistische Zusammenhänge erkennen zu können.
Es zeigte sich eine AR-Abhängigkeit von KLK2, TMPRSS2 und SLC2A1. KLK2 und TMPRSS2 korrelierten ebenfalls positiv mit SLC2A1. TMPRSS2 war Marker für ein invasiveres Wachstum, SLC16A3 zeigte ein invasiveres Wachstum, eine höhere Me-tastasierungsrate und laut Literatur eine schlechtere Prognose an. SLC2A1, SLC16A3 und LDHA korrelierten positiv miteinander. LDHA war AR-unabhängig er-höht bei stärker entdifferenzierten Zellen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine erhöhte AR-Aktivität eine höhere Ausprägung von SLC2A1 bewirkt. Zusätzlich scheinen sowohl der Warburg-Effekt als auch der reverse Warburg-Effekt auch beim Prostatakarzinom Selektions- und Wachstumsvorteile zu bewirken.
Die vorliegenden Daten unterstützen die Hypothese, dass ein Targeting des Gluko-semetabolismus zur Ergänzung der antiandrogenen Therapie oder Chemotherapie sinnvoll sein könnte. Mögliche Zielstrukturen hierfür könnten GLUT1, MCT4 oder auch LDH sein.
Insgesamt ist das genaue Zusammenspiel der AR-abhängigen Gene und des Karzi-nomenergiestoffwechsels noch nicht vollständig geklärt. Sinnvoll ist sicherlich die wei-tere Forschung mit KLK2, SLC2A1 oder SLC16A3 als möglichem Therapieansatz, ggf. in Kombination mit Antiandrogenen, Chemo- oder Strahlentherapie. SLC16A3 und LDHA könnten weitere diagnostisch und prognostisch relevante Parameter dar-stellen.