Prädiktiver Wert einer Pricktestung mit der Sojabohne für das Vorliegen einer Birkenpollen-assoziierten-Nahrungsmittelallergie

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dc.contributor.advisor Fischer, Jörg (PD Dr.)
dc.contributor.author Möllerarnd, Thomas Julius
dc.date.accessioned 2024-08-09T08:25:38Z
dc.date.available 2024-08-09T08:25:38Z
dc.date.issued 2024-08-09
dc.identifier.uri http://hdl.handle.net/10900/156391
dc.identifier.uri http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1563911 de_DE
dc.identifier.uri http://dx.doi.org/10.15496/publikation-97723
dc.description.abstract Zur Diagnosesicherung einer Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie werden im klinischen Alltag zwei Sensibilisierungstests verwendet, der Hautpricktest und der serologischer Nachweis von Antikörpern. Aufgrund möglicher Kreuzreaktionen sollte bei der Anamnese gezielt auf bestimmte Lebensmittel wie Soja oder Apfel eingegangen werden. Bei der individualisierten Diagnostik von Allergien ist für die Europäische Akademie für Allergologie und klinische Immunologie der Pricktest neben der Patientenanamnese und körperlichen Untersuchung essenziell. Die Akademie empfiehlt keinen ausgedehnten, umfangreichen Einsatz der molekularen Diagnostik, sondern eher eine zielgerichtete, auf den Patienten angepasste Anwendung. Dabei soll die molekulare Untersuchung im Rahmen eines ‚U-shaped‘ Algorithmus erst nach Anamnese, körperliche Untersuchung und Hauttestung erfolgen. (Matricardi et al., 2016) Der Pricktest hingegen liefert schnelle Ergebnisse, die auch in Screeningtests genutzt werden können. Nach Gesetzesänderungen auf europäischer und nationaler Ebene werden Diagnostikallergene für Pricktests gegenwärtig als Arzneimittel deklariert und erfordern nach dem Arzneimittelgesetz in Deutschland eine Zulassung. Seither verringert sich das Angebot an Diagnostikallergenen, wie Klimek et al. bereits 2020 berichtet haben. Unteranderem führen die Hersteller hierfür betriebswirtschaftliche Gründe an. Erschreckenderweise sind aktuell lediglich die Sojabohne und die Baumnüssen Haselnuss und Erdnuss auf dem Deutschen Markt für Diagnostikallergene erwerblich. Die Allergologen verwenden aktuell die letzten Restbestände der übrigen Pricktestlösungen, welche aktuell nicht mehr verfügbar sind. Diese schlechte Versorgungslage ist sowohl für den Arzt als auch für den Patienten eine zutiefst unbefriedigende Gesamtsituation. Dem Allergologen sind in der Zukunft daher die Hände im Bereich der Diagnostik und Therapie gebunden. Mit dem Prick-zu-Prick-Test und dem Einsatz von Individualrezepturen bleiben letzte aufwendige und nicht standardisierte Alternativen zur Diagnostik bestehen. Die Versorgung und Beratung der Patienten mit Allergien wird darunter leiden. Falls sich ein Patient zur Abklärung einer Pollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie vorstellt und die Möglichkeit der ausführlichen Pricktestdiagnostik nicht mehr gegeben ist, so bleibt dem Allergologen keine andere Chance, als den Patienten zur Durchführung einer ausgedehnte hypoallergene Diät zu beraten. Bei dieser wird die komplette Breite an assoziierten Nahrungsmitteln gemieden und der Speiseplan nur schrittweise um potenzielle Allergenquellen erweitert, bis ein allergieauslösendes Lebensmittel gefunden wird. Die Herstellung und Verwendung von Individualrezepturen zur Diagnostik für alle verdächtigen Nahrungsmittel würde das Arbeitspensum und den Aufwand in der Allergologischen Ambulanz weitaus übersteigen. Die Bestimmung von Antikörpern sollte als ergänzendes Diagnostiktool eingesetzt werden. Eine Studie konnte nämlich zeigen, dass die diagnostische Genauigkeit durch den Einsatz der molekularen Diagnostik bei Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergien nicht erhöht werden konnte (Tolkki et al., 2013). In dieser retrospektiven, deskriptiven Dissertation wurden Daten aus der elektronischen Patientenakte von 1380 Patienten erhoben und analysiert, die sich in der allergologischen Ambulanz der Universitäts-Hautklinik Tübingen zwischen 2010 und 2019 vorgestellt haben. Dabei wurden verschiedene Subpopulationen mit bestimmten Merkmalen in Pricktest und Serologie ausgewählt, die Testergebnisse in Korrelation gesetzt und relative Häufigkeiten verglichen. Auf Grundlage dieser Daten wurde die Einzeltestung mit der Sojabohnen Pricktestlösung diskutiert und beurteilt. Wie dem Ergebnissteil dieser Dissertation zu entnehmen ist, reagiert der Nahrungsmittel-Pricktest bei Patienten mit positiven Birke Pricktest und Gly m 4 Sensibilisierung sehr heterogen. In dieser Subpopulation waren nur 32,9 % der durchgeführten Pricktests mit Sojabohne positiv. Gleichzeitig reagieren die Pricktests mit anderen Lebensmitteln wie Sellerie (63,4%), Haselnuss (49,8%) und Karotte (45,1%) deutlich häufiger. Dieselbe Tendenz konnte auch bei Patienten mit positivem Birke Pricktest und total Sojabohne Sensibilisierung beobachtet werden, bei denen auch Sellerie und Haselnuss häufiger reagierten. In einer anderen Subanalyse für Erdnuss, Haselnuss und deren Allergenkomponenten wurde gezeigt, dass der korrespondierende Pricktest häufiger bei Patienten mit Sensibilisierung für die Speicherproteinen Ara 1 (64,7%), Ara h 2 (46,3%), Ara h 3 (76,9%) und Cor a 9 (85,0%), Cor a 14 (91,7%) positiv ausfiel als bei Patienten mit Sensibilisierungen für die PR-10 Homologe Ara h 8 (42,5%) und Cor a 1 (67,7%). Ebenso war der Pricktest mit Sojabohne nur bei 32,2% der Patienten mit Sensibilisierung für Gly m 4 positiv und nur bei 35,8% der Patienten mit total Sojabohne Sensibilisierung. Die Betrachtung des Nahrungsmittel-Pricktest von Monosensibilisierten für Bäume, Kräuter und Gräser zeigt eine Unspezifität der Pricktestung mit Sellerie, welche bei allen drei Gruppen der Monosensibilisierung häufig vorkommt. Häufig positive Reaktionen mit Haselnuss, Karotte und Sojabohne waren im Nahrungsmittel-Pricktest von Monosensibilisierten für Bäume zu finden. In der Zusammenschau aller Ergebnisse erkennt man, dass die Testlösung der Sojabohne trotz serologischer Sensibilisierung für Gly m 4 oder total Sojabohne häufig keine positive Reaktion hervorruft. Gleichzeitig sind andere Testlösungen, welche auch PR-10 Homologe enthalten, deutlich reaktiver. Zusammenfassend kann vermutet werden, dass die alleinige Testung mit der Pricktestlösung Sojabohne zum Nachweis einer Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie ungeeignet ist. Der Schwerpunkt in der Diagnostik sollte daher nicht allein auf die Testung mit der Sojabohne gelegt werden. Ein breites Spektrum an Pricktestlösungen ist neben der molekularen Diagnostik für die Beratung, Behandlung und Begleitung der Patienten im allergologischen Setting essenziell. Die Frage, ob die molekulare Diagnostik den bisher gut bewährten Pricktest ablösen kann, ist klar abzulehnen. Die Vorteile der Anwendung eines Pricktests überwiegen und die Präzision der molekularen Diagnostik ist eingeschränkt. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass beide Tests lediglich eine Aussage über den Sensibilisierungsstatus erlauben. Die klinische Relevanz positiver Testergebnisse lässt sich nur durch die Anamnese oder weitere Provokationstests bestätigen.(Worm et al., 2021) Diese Dissertation hat gezeigt, dass die Birkenpollen-assoziierten-Nahrungsmittelallergien im Pricktest sehr heterogen und unspezifisch reagieren. Die alleinige Pricktestung mit Sojabohne, als Stellvertreter für die Gruppe der PR-10 Homologe, ist zur Abklärung einer Birkenpollen-assoziierten Nahrungsmittelallergie ungeeignet und nicht patientenfreundlich. Außerdem sind die Sensibilisierungsstatus andere Nahrungsmittel ebenso interessant und die dazugehörigen Testlösungen deutlich reaktiver als die Sojabohne. Daher sollten alle bereits zugelassenen Testlösungen weiterhin verfügbar bleiben und die Erwerblichkeit der übrigen Testlösungen ermöglicht werden, um ein breites Spektrum an Pricktestlösungen aufrecht zu erhalten, wie auch Cardona et al. (2018) fordern. Nur so kann in Zukunft eine gut angepasste Diagnostik und Therapie für Patienten mit Nahrungsmittelallergien gewährleistet werden. de_DE
dc.language.iso de de_DE
dc.publisher Universität Tübingen de_DE
dc.rights ubt-podno de_DE
dc.rights.uri http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de de_DE
dc.rights.uri http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en en
dc.subject.classification Allergie , Allergologie , Hypersensibilität , Pricktest , Sojabohne de_DE
dc.subject.ddc 610 de_DE
dc.title Prädiktiver Wert einer Pricktestung mit der Sojabohne für das Vorliegen einer Birkenpollen-assoziierten-Nahrungsmittelallergie de_DE
dc.type PhDThesis de_DE
dcterms.dateAccepted 2024-07-29
utue.publikation.fachbereich Medizin de_DE
utue.publikation.fakultaet 4 Medizinische Fakultät de_DE
utue.publikation.noppn yes de_DE

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