Vergleich unterschiedlicher Techniken der mechanischen Thrombektomie beim Schlaganfall: Systematische Analyse in einem in vitro Flussmodell

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/152466
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1524664
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-93805
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-03-28
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Brodoefel, Harald (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2024-03-14
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Thrombektomie , Schlaganfall
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Spätestens seit dem Jahr 2015 erweist sich die mechanische Thrombektomie bei großen Gefäßverschlüssen im vorderen zerebralen Kreislauf als hochwirksame Methode zur Behandlung des ischämischen Schlaganfalls. Aufgrund ihres jungen Alters ist die technische Durchführung jedoch noch wenig standardisiert und weicht von Interventionalist zu Interventionalist teils erheblich voneinander ab. Am häufigsten wird hierzu eine Kombinationstechnik bestehend aus Stent-Retriever und Aspirationskatheter angewendet und zusätzlich, je nach Untersucherpräferenz und technischer Möglichkeit, ein unterstützender Ballonführungskatheter eingesetzt. Mit letzterem sowie mit dem Einsatz immer größerer Aspirationskatheter verbindet sich jeweils die Erwartung, dass hierdurch das Risiko einer Thrombusfragmentierung bzw. einer distalen Embolisation minimiert wird. Ausgerechnet die neuesten und großvolumigsten Aspirationskatheter sind jedoch mit den wenigsten der aktuell auf dem Markt verfügbaren Ballonführungskatheter kompatibel. Insofern sind neuroradiologische Interventionalisten gegenwärtig häufig zu einer grundsätzlichen Entscheidung gezwungen: Verwendung eines Ballonführungskatheters mit dem gleichzeitigen Einsatz eines herkömmlichen Aspirationskatheters der älteren Generation versus Verzicht auf einen Ballonführungskatheter mit der Möglichkeit des Einsatzes eines sehr großvolumigen Aspirationskatheters. Bislang kann diese Entscheidung auf keine belastbaren Daten gestützt werden. Ziel dieser Arbeit war es, in einem standardisierten Kopf zu Kopf-Vergleich der beiden hier skizzierten Methoden eine Gleichwertigkeit oder eventuelle Überlegenheit einer der beiden technischen Varianten hinsichtlich der Reperfusionsergebnisse und der Komplikationsrate in Form von peripheren Embolisationen zu evaluieren. Hierzu wurden in einem in vitro Flussmodell jeweils 15 Thrombektomien mit den oben skizzierten Methoden unter Standardbedingungen durchgeführt. Als Thromben dienten hierbei mittels des Wirkstoffs Thrombin fabrizierte Gerinnsel aus Schweineblut. Bei beiden Verfahren wurde der technische Erfolg im Sinne von vollständigen Rekanalisationen eines verschlossenen M1-Segments und insbesondere die Frage nach der Häufigkeit und Anzahl von peripheren Embolien untersucht. Es zeigte sich, dass der Verzicht auf einen Ballonführungskatheter zwecks Einsatzmöglichkeit eines speziell großen Aspirationskatheters im Vergleich zur Verwendung eines Ballonführungskatheters in Kombination mit einem herkömmlich kalibrigen Aspirationskatheter der älteren Generation zu einer signifikant höheren Rate an Mikroembolisationen sowie einer signifikant höheren Anzahl an Mikroembolien pro Thrombektomie führte. In Bezug auf die Rate und die Anzahl der registrierten größeren Fragmente wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Techniken festgestellt. Die Rate an vollständigen Rekanalisationen des M1-Segments bereits nach dem ersten Thrombektomiemanöver betrug bei beiden Methoden 100 %. In einer zweiten Versuchsreihe wurde die Ballonführungskatheter-unterstützte Technik aus der ersten Versuchsreihe modifiziert und der oben beschriebenen klassischen Methode in einem direkten Vergleich gegenübergestellt. Hierbei wurde der Ballon einmal in klassischer Weise kurz vor dem Stentrückzug in den Aspirationskatheter und ein anderes mal frühzeitig vor der Thrombus-Passage mittels Draht und Mikrokatheter entfaltet. Die modifizierte Ballonführungskatheter-unterstützte Technik mit der Balloninflation bereits vor der Thrombus-Passage und Stentfreisetzung führte im Vergleich zur konventionellen Technik zu einer signifikanten Reduzierung der Anzahl an Mikroembolien pro Thrombektomie, wohingegen kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Häufigkeit an beobachteten Mikroembolisationen festgestellt wurde. Insbesondere die hohe Anzahl an Mikroembolien, die bei der klassischen Ballonführungskatheter-unterstützten Technik während der Stentfreisetzung beobachtet wurde, konnte durch eine frühzeitige Balloninflation effektiv gesenkt werden. In Bezug auf die Rate und die Anzahl der registrierten größeren Fragmente wurde kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Techniken festgestellt. Die Rate an vollständigen Rekanalisationen des M1-Segments bereits nach dem ersten Thrombektomiemanöver betrug, identisch zur ersten Versuchsreihe, bei beiden Techniken 100 %. Als abschließendes Fazit ist festzuhalten, dass im Vergleich zu einem großvolumigen Aspirationskatheter in Kombination mit einem Standard- Führungskatheter sich die Kombination aus Ballonführungskatheter und einem konventionell durchmessenden Aspirationskatheter zumindest hinsichtlich einer Vermeidung von Embolien überlegen zeigt. Der Unterschied war in unserer Arbeit derart frappierend, dass eine etwas längere Interventionszeit für die Platzierung der allgemein weniger handlichen bzw. steiferen Ballonführungskatheter in Kauf zu nehmen ist und letztere sollten, sofern technisch möglich, insbesondere zur Minimierung des Embolisationsrisikos ein fester Bestandteil der mechanischen Thrombektomie sein. Darüber hinaus kann durch eine frühzeitige Inflation des Ballons bereits zum Zeitpunkt der Thrombus-Passage mittels Draht und Mikrokatheter und insbesondere vor der Entfaltung des Stent-Retrievers die Anzahl an Mikroembolien zusätzlich gesenkt werden.

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