Inhaltszusammenfassung:
Androstadienon (AND) ist ein Chemosignal, das z.B. im menschlichen Körperschweiß vorkommt. Im Rahmen dieser Arbeit soll systematisch gesammelt werden, ob in der Literatur konsistente Einflüsse von AND auf bestimmte Verhaltensreaktionen bei Menschen aufgezeigt wurden bzw. ob und wie AND unter besonderen Voraussetzungen wirkt. Dies wurde mittels systematischem Review erzielt.
Mittels PRISMA Leitlinie wurde die Literatur strukturiert und analysiert. Die Ergebnisse von 24 Originalstudien, welche Verhaltensdaten unter Einfluss von AND veröffentlicht hatten, wurden in vier verschiedenen Kategorien miteinander verglichen: Auswirkungen auf das soziale Verhalten, auf die emotionale Reizverarbeitung bzw. Emotionsbewertung, auf die Attraktivitätsbewertung und Partnerwahl sowie Wachsamkeit und Gedächtnisleistung. Aufgrund unterschiedlicher Studiendesigns, unterschiedlicher Stichproben, Studienaufgaben, Konzentrationen und Präsentationen von AND sowie Inhomogenität der berichteten Ergebnisse konnte kein konsistenter Effekt von AND auf das Verhalten von Menschen aufgezeigt werden.
Zum anderen wurde die Frage gestellt, ob AND unterschiedliche Einflüsse auf Menschen hat, welche den Geruch von AND als angenehm oder unangenehm empfinden – hierfür wurden die Teilnehmenden einer Verhaltensstudie anhand Mediansplits hinsichtlich der Bewertung, wie angenehm sie die AND-Lösung empfunden haben, in zwei Gruppen geteilt und Unterschiede in Bezug auf zwei Aufmerksamkeitsprozesse untersucht. Vergleichbar zum systematischen Review konnte auch in der Verhaltensstudie kein konsistenter Effekt der subjektiv wahrgenommenen Annehmlichkeit von AND auf unterschiedliche Aufmerksamkeitsprozesse festgestellt werden.
Zusammenfassend zeigt sich eine Inkonsistenz der publizierten Auswirkung von AND im systematischen Review. In der eigenen Studie konnten wir keinen Effekt der Annehmlichkeit von AND auf Aufmerksamkeitseffekte zeigen. Es bleibt daher offen, welchen Effekt AND tatsächlich auf menschliches Verhalten ausübt und zukünftige Forschung wird zeigen, welchen (konsistenten) Einfluss Chemosignale auf die menschliche Kommunikation haben.