„Kultische Milieus“ in der Physiotherapie: Kollektive Wirklichkeitsannahmen über alternative Heilmethoden und deren Verbreitung

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/110789
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1107896
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-52165
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2020-12-18
Sprache: Deutsch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Sportwissenschaft
Gutachter: Thiel, Ansgar (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2020-12-17
DDC-Klassifikation: 796 - Sport
Schlagworte: Physikalische Therapie
Freie Schlagwörter: Physiotherapie
Alternative Heilmethoden
Kultische Milieus
Kollektive Wirklichkeitsannahmen
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Beliebtheit von alternativen Heilmethoden ist in den vergangenen Jahren in Deutschland in der Gesundheitspolitik, den Medien, bei Patienten und Anwendern und eben auch in der Physiotherapie stetig angestiegen (Anlauf et al., 2015; Ernst, 2000). Bei alternativen physiotherapeutischen Heilmethoden handelt es sich, im Gegensatz zur evidenzbasierten Physiotherapie, um Heilmethoden ohne eine ausreichende wissenschaftliche Nachweisbarkeit von deren Wirksamkeit (Anlauf et al., 2015). Konkrete Beispiele für alternative Heilmethoden (Complementary, Alternative, or Integrative Health, 2011) in der Physiotherapie sind Kinesiotaping, Massagetherapien sowie Zusatzausbildungen im Bereich der Naturheilverfahren. Bisher kaum wissenschaftlich erforscht wurden kollektive Überzeugungen hinsichtlich der Wirksamkeit alternativer Heilmethoden in der Gemeinschaft der Physiotherapeuten sowie deren Verbreitung durch soziale Praktiken innerhalb physiotherapeutischer Gemeinschaften. Dabei wird der These nachgegangen, dass es sich bei diesen Wissensgemeinschaften um so genannte „kultische Milieus“ handelt (Knoblauch, 1991, S. 28-32), die esoterisch-alternativmedizinische Wissensbestände teilen. Die Dissertation setzt sich dementsprechend aus einer sozial-konstruktivistischen Perspektive mit der Konstruktion und dem Austausch von alternativmedizinischem Wissen in der Physiotherapie auseinander. Methodologisch lässt sich die Arbeit der qualitativen Sozialforschung zuordnen. Kern der theoretischen Grundlage sind Arbeiten zur Konstruktion von kollektiven Wirklichkeiten. In den empirischen Untersuchungen kamen verschiedene qualitative Verfahren zur Anwendung, deren Ergebnisse trianguliert wurden. Hierbei handelt es sich um teilnehmende Beobachtungen bei 11 Veranstaltungen zum Thema alternativer Heilverfahren sowie um 20 problemzentrierte Experteninterviews mit Physiotherapeuten. Die Beobachtungs- und Interviewdaten wurden qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet und in Form von drei thematischen Netzwerken (Attride-Stirling, 2001) anhand folgender Fragestellungen dargestellt: (1) In welchem Maße werden alternative Heilmethoden in der Physiotherapie praktiziert? (2) Wie sehen kollektive Überzeugungen hinsichtlich der Wirksamkeit nicht evidenter, alternativer Heilmethoden aus? (3) Wie wird das Wissen über alternative Heilmethoden verbreitet? Die gewonnenen Daten geben einen wichtigen Einblick in die kollektiven Überzeugungen und die Dynamiken des alternativmedizinischen Wissensaustauschs in der Physiotherapie. Auf der Basis der empirischen Befunde werden eine kritische Reflektion der physiotherapeutischen Praxis, die durch eine zunehmende Integration alternativer Heilmethoden in den Behandlungsalltag gekennzeichnet ist, sowie der Ausbau der evidenzbasierten Physiotherapie empfohlen.

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