Doing Memory und der NSU: Wer darf erinnern?

Autor(en): Adler, Natalie; Amberg, Sandra; Bengi, Gülce; Degen, Jasmin; Enge, Stella; Engfer, Tim; Gredel, Magdalena-Marie; Haiges, Milena; Heil, Theresa; Hiesl, Johanna; Jansen, Wiebke; Kallenberger, Sina; Kufner, Stephanie; Lenhof, Natalie; Regli, Christoph; Renz, Lea; Richter, Tim; Sartorius, Lara; Sheikh, Hajera; Troidl, Lisa; Ulmer, Mona; Zink, Gereon
Moderation: Degen, Jasmin
Regli, Christoph
Richter, Tim
Sheikh, Hajera
Redaktion: Thomas, Tanja
Fernholz, Tobias
Technik: Klein, Klaus
Sendedatum: 2020-11-04
Länge: 01:00:00
Programmplatz: Microeuropa
Archiv-Nr.: 322
Thema: Im Rahmen eines studentischen Projektes zu Doing-Memory und den Politiken der Erinnerung in medialen Öffentlichkeiten haben sich Master-Studierende der Medienwissenschaft in Tübingen mit dem NSU, dem Anschlag in der Kölner Keupstraße (2004) sowie der politischen Bedeutung der Erinnerung an die Betroffenen beschäftigt. Sendung und Beiträge sind im Frühjahr und Sommer 2020 unter schwierigen Bedingen wärend des Lockdowns entstanden. Die Leitung hatte Tanja Thomas. Im Umfeld des NSU-Trios sind viele Protagonisten namentlich bekannt. Die Ermordeten und Verletzten, sowie deren Angehörige geraten immer mehr in Vergessenheit. Die Medien berichten oft nur über die Täter. Die jahrelangen falschen polizeilichen Ermittlungen, der dahinter verborgene strukturelle Rassismus und die Perspektiven der Betroffenen werden selten thematisiert. Es stellt sich die Frage, ob auch Gedenkkultur und Erinnern in einer Gesellschaft rassistisch strukturiert sein können. Der Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße ist ein Beispiel dafür. Denn der Fokus der Presse, der öffentliche Umgang mit dem NSU und die mediale Aufmerksamkeit galten den Täter*innen. Die Opfer ließ man außen vor. Die auch 2020 noch immer aktuelle Kontroverse um ein Denkmal zur Erinnerung an den Kölner Anschlag hinterlässt Kopfschütteln bei den Betroffenen. Dabei könnte das Denkmal als Zeichen des Nicht-Vergessens und Anerkennens des erlittenen Leids sowie als Basis für eine Auseinandersetzung mit rechter Gewalt und Rassismus stehen. Doch die Forderungen von Betroffenen und Initiativen werden nicht ernst genommen. Die Relevanz sei zu gering. Bisher gibt es von städtischer Seite kein grünes Licht für die Umsetzung. Unsere Sendung will den Kölner Anschlag in Erinnerung rufen. Als ein menschenverachtendes Verbrechen mit großer historischer Relevanz – nicht zuletzt auch im Hinblick auf die deutsche Geschichte. Zu Wort kommen Betroffene wie der Schaupieler, Musiker und Autor Kutlu Yurtseven, der den Nagelbombenanschlag selbst miterlebt hat und seitdem für Anerkennung und Aufklärung kämpft. Ebenso zu hören sind Meral Sahin, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Keupstraße und der Künstler Ulf Aminde mit seiner Sicht auf die demokratische Relevanz eines vielstimmigen Erinnerns. Aurora Roudono erläutert die Bedeutung künstlerischer Arbeit zur Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Rassismus. Impulse aus der wissenschaftlichen Perspektive liefert Fabian Virchow, der zu Rechtsterrorismus in Deutschland forscht und erklärt, warum Erinnern überhaupt wichtig ist für politische Kultur und Demokratie in der Bundesrepublik.
Klassifikation: Gesellschaft
Aufnahmedatum: 2020-09-13
Form: Live-Aufzeichnung, geschnitten
Musikstücke: 01 Queens of the Stone Age – The Bronze (1998) 02 Refpolk feat. Kutlu – Niemand wird Vergessen (2015) 03 Azzi Memo – Bist du wach? (2020) 04 Irie Révoltés – Jetzt ist Schluss (2015)
Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/109261
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-50638
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