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Kaufleute am Limes


Beim Bau einer Tankstelle in Öhringen (Haller Straße) stieß der Bagger im September 1961 auf eine Grube, die gefüllt war mit Ziegelschutt, Keramikbruchstücken, einer Weiheinschrift, 3 Inschriftenbasen für Statuen und 3 Torsen aus Sandstein des Hercules, der Diana und des Genius convenarum. Der Grubenboden war durch einen heftigen Brand rot gefärbt.



Collegium convenarum - Vereinigung von Kaufleuten


Der Name „Collegium convenarum “besagt, daß es sich um eine Vereinigung von Leuten handelt, die in Öhringen/Vicus Aurelianus am Limes zuammenkamen (convenire), um vermutlich mit den Germanen jenseits des Limes Handel zu treiben. Es waren keine ansässigen Bürger (cives, incolae) - sondern sie hielten sich nur vorübergehend in Öhringen auf, angezogen von dem kommerziellen Austausch mit den Germanen jenseits der römischen Reichsgrenze. Dieser Grenzhandel konzentrierte sich auf bestimmte Übergangsstellen am Limes. Öhringen/Vicus Aurelianus war mit 2 Kastellen eine starke Militärstation am obergermanischen Limes.

Die Convenae (Kaufleute) waren aus dem näheren und wohl auch ferneren Hinterland des Limes zusammengekommen

Wie alle Vereine, so war das Collegium convenarum zugleich auch eine Kultgenossenschaft, die den Kult des Hercules und der Diana pflegte. Hercules ist der Beschützer des Verkehrs, des Handelsverkehrs, des Gewinns. In Rom opferten die Kaufleute Hercules an der Ara maxima am Forum boarium (Rindermarkt) den Zehnten (decuma) als Dank für den Beistand des Gottes. Diana ist die jungfräuliche Jägerin und Herrin des Waldes.

Zwei Statuenbasen tragen das Datum 13. Dezember 232 n.Chr. Damals war es noch ruhig an der römischen Reichsgrenze. Aber im darauffolgenden Jahr 233 n. Chr. durchbrachen die Alamannen den Limes und zersstörten in Öhringen auch die von dem Collegium convenarum aufgestellten Weihedenkmäler.


Abb. 117 Weiheinschriften von Kaufleuten am Limes (collegium convenarum) in Ohringen, Hohenlohekreis.


46 Weiheinschrift


auf der Basis eines Standbildes des Hercules, geweiht von dem Collegium convenarum (Verein von Kaufleuten) am 13. Dezember 232 n.Chr. (Abb. 117 links oben)


Sandstein. - H. 73 cm. Br. des Basisschaftes 34,5 cm. T. 18 cm. Inv. R L 65, 66.4. - FO: Öhringen,

Hohenlohekreis. Haller Straße, zwischen Gebäude 21 und 29, Parzelle 671/2, in einer 3,5 m breiten und 1,8 m tiefen Grube zusammen mit den Denkmälern Nr. 47 bis 49.



Inschrift


[IN] H(onorem) D(omus) D(ivinae) / DEO HER/CVLI COL/LEGIVM / CONVE/NARVM LVPO/ET MAXIMO / CO(n)S(ulibus) ID(ibus) DE[C](embribus).



Ubersetzung


Zur Ehre des göttlichen Kaiserhauses hat dem Gotte Hercules die Vereinigung von Kaufleuten (ein Standbild aufstellen lassen) im Konsulatsjahr des Lupus und Maximus, am 13. Dezember 232 n. Chr.


Lit.: H. Nesselhauf, Weihedenkmäer aus Öhringen, in: Fundber. aus Schwaben N. F. 18/1, 1967, 114 Nr. 4.





47 Weiheinschrift


auf der Basis eines Standbildes der Diana, geweiht von dem Verein von Kaufleuten am 13. Dezember 232 n. Chr. (Abb. 117 rechts oben)


Sandstein. H. 86,5 cm. Schaft der Basis oben 34 cm, unten 30 cm br. T. 17 cm. Inv. R L 65, 66.3. — FO: Öhringen, Hohenlohekreis, in einer Grube zusammen mit den Steindenkmälern Nr. 46.48.49.



Inschrift


IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) / DEAE DIAN(a)E / COLLEGIVM / [CO]NVENARVM LVPO / ET MAXI/MO CO(n)S(ulibus)/ID(ibus) DEC(embribus)


Ubersetzung


Zur Ehre des göttlichen Kaiserhauses hat der Göttin Diana die Vereinigung von Kaufleuten (ein Standbild aufstellen lassen) im Konsulatsjahr des Lupus und Maximus, am 13. Dezember 232 n. Chr.



Lit. H Nesselhauf, Weihedenkmiler aus Öhringen, in: Fundber. aus Schwaben N F 18/1, 1967, 114 Nr. 3.





48 Weiheinschrift


auf der Basis eines Standbildes des Genius convenarum, Beschützer der Kaufleute am limes, geweiht von dem Verein von Kaufleuten in den Jahren 198—209 n.Chr. (Abb. 117 links unten)


Sandstein. H. mit Sockel und Gesims 1,04 m. Br. 49 cm. T. 24 cm. Das Gesims war beschriftet und ist durch den Bagger stark zerstört. Inv. R L 65, 66.2. FO: Öhringen, Hohenlohekreis, in einer Grube zusammen mit den Denkmälern Nr. 46.47.49.



Inschrift


........../IMPP(eratorum) L(ucii) SEPT(imii) S[E]/VERI ET M(arci) [AVR(elii)j / ANTON[INI..] / AVGG(ustorum) ET [[GETAE]] CA[ES(aris) ...] / IVM ..../COVV........./ V




Übersetzung


Zur Ehre der Kaiser Lucius Septimius Severus und Marcus Aurelius Antoninus und des Caesars Geta hat die Vereinigung von Kaufleuten (ein Standbild) des Schutzgeistes der Vereinigung (aufstellen lassen).




Lit.: H. Nesselhauf, Weihedenkmäler aus Öhringen, in Fundber.aus Schwaben N. F. 18/1, 1967, 114 Nr. 2.







49 Altar


für das Heil des Publius Petronius Caesius (?)


aufgestellt von dem Verein von Kaufleuten für den Beschützer der Kaufleute am Limes (Genius convenarum) am 1. Dezember 207 n.Chr. (Abb. 117 rechts unten).


Sandstein. H. 1 m. Br. 56 cm. T. 29 cm. Die Oberfläche des Altares ist durch den Bagger sehr beschädigt. Das Gesims, das vielleicht beschriftet war, ist abgeschlagen. Inv. R L 65, 66.1. - FO: Öhringen, Hohenlohekreis, in einer Grube zusammen mit den Denkmälern Nr. 46 - 48.




Inschrift


[A]RAM PRO SALV/[T]EM P(ublii) PET[RO/NII CAES……/......../…….. / [AP]RO E[T] MA[XIM]O

CONS(ulibus) K(alendis) / [DE]CENBRIBVS




Übersetzung


Einen Altar für das Heil des Publius Petronius Caesius(?) (hat der Verein von Kaufleuten für ihren Schutzgeist) im Konsulatsjahr des Aper und Maximus am 1. Dezember 207 n. Chr. (aufstellen lassen).



Lit.:H. Nesselhauf, Weihedenkmäler aus Ohringen, in: Fundber. Aus Schwaben N F 18/1, 1967, 113 Nr. 1.






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